Sonatine für Flöte und Klarinette
Werkverzeichnisnummer: 1046
1. Andantino
2. Quasi Cadenza – Allegro
3. Intermezzo – Vivace
André Jolivet gehörte zu den Vertretern einer zwischen Neoklassizismus und Avantgarde vermittelnden Neuen Musik in Frankreich. Als Sohn eines Malers und einer Pianistin geboren, fühlte er sich zunächst ebenso zur Literatur und Malerei hingezogen wie zur Musik. Als er sich endgültig dem Komponieren zugewandt hatte, wurden zwei Eindrücke für ihn entscheidend: der konservative Unterricht seines Kompositionslehrers Le Flem und die rigorose Avantgarde von Edgar Varèse. Zwischen beiden Polen fand er in seinen reifen Werken einen Ausgleich. Dabei war er ebenso von Schönbergs Atonalität beeinflußt wie von Strawinsky und Debussy. Seine kompositorische Haltung ähnelt in der Freiheit des Ausdrucks, der Vielfalt der Mittel und der Dynamik derjenigen Béla Bartóks.
Die Sonatine aus dem Jahr 1961 ist ein musikantisches, nichtsdestoweniger vertracktes Werk in drei Sätzen. Im einleitenden Andantino bestimmen Sekund- und Septreibungen den Zusammenklang. Die beiden Instrumente tauschen im doppelten Kontrapunkt Motive aus, die nach anfänglich ruhigem Verlauf immer arabesker werden. Der zweite Satz beginnt mit einer kurzen Einleitung, Quasi cadenza, bevor er im Allegro einem burlesken Marschrhythmus folgt (“leggiero”). Die rhythmischen Finessen steigern sich mit dem “stringendo” des Tempos, Doppel- und Tripelzunge der Bläser werden auf eine harte Probe gestellt. Auch der Schlußsatz ist zweiteilig. Im Intermezzo spielt die Flöte über ostinaten Begleitfiguren eine Melodie, die die Klarinette in tiefer Lage aufgreift. Der zweite Teil des Satzes ist wieder ein stark motorisches Vivace, das sich bis zum rasenden Prestissimo steigert.