Sonate D-Dur für Violine und Klavier, op. 11,2
Werkverzeichnisnummer: 978
Violine
Violoncello
Klavier
1. Lebhaft. Mit starrem Trotz
2. Ruhig und gemessen
3. Im Zeitmaß und Charakter eines geschwinden Tanzes. Frisch und stets bewegt
Am 10. April 1920 hob Eduard Zuckmayer mit dem Geiger Max Strub die D-Dur-Violinsonate von Paul Hindemith aus der Taufe. Noch war der Komponist aus Hanau nicht zum „Bürgerschreck“ mutiert; dies geschah erst mit dem berüchtigten „Finale 1921“ zur Kammermusik Nr. 1. Noch schwelgte er durchaus nachromantisch in Stimmungen, die auch ihre Nähe zur Musik eines Claude Debussy nicht verleugnen. Die Violinsonate aus dem umfangreichen Opus 11 hatte Hindemith in düsterer Zeit komponiert: zwischen September und November 1918, während er turbulenten Monate am Ende des Ersten Weltkriegs. Davon ist dem Werk nichts anzumerken in seiner lichten, schönen Sehnsucht nach Frieden. Aus ihren drei Sätzen hörte der englische Musikwissenschaftler Malcolm MacDonald die Nähe zur „romantischen Tradition und ihren späten Ausformungen in der Musik von Max Reger“ heraus, aber auch die Verwandtschaft zum Impressionismus Debussy.
Der lebhafte Kopfsatz ist weitgehend in d-Moll, nicht D-Dur gehalten. Dies entspricht seiner „fast an Schumann gemahnenden Ausdrucksbezeichnung Mit starrem Trotz. Das kraftvolle, kämpferische Hauptthema wird beim ersten Mal von beiden Instrumenten in pointiertem Unisono gespielt. Dazu kontrastiert ein weicheres, eleganteres zweites Thema, das tatsächlich an Debussy anklingt. Bevor die Durchführung stürmisch wird, klingt ein wenig Volkstanzmusik an. Die Coda wirkt weiterhin herausfordernd und trotzig.“ (Malcolm MacDonald)
Der langsame Satz (Ruhig und gemessen) beginnt „ruhig und lyrisch, wird im weiteren Verlauf jedoch bewegter und leidenschaftlicher in einem ausladenden Violin- und Klavierstil, der sehr an Hindemiths Vorgänger in der Romantik erinnert. Der Satz offenbart die Begabung des jungen Hindemith für expressive Melodik.“ (Malcolm MacDonald)
Das Finale ist „Im Zeitmaß und Charakter eines geschwinden Tanzes“ gehalten, was auf Hindemiths Interesse an robusten Tanzthemen verweist, gespeist aus der Volksmusik und aus seiner Vorliebe für die „Spielmusik“ des Barock. Ebenso lebt dieses Finale von streicherischen Effekten, die Hindemith als hervorragender Bratschist bestens kannte, aber auch bei seinen Geigerkollegen vom Amar Quartett hinreichend studieren konnte.