Septett | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Paul Hindemith

Septett

Septett für Blasinstrumente (1948/49)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 970

Satzbezeichnungen

1. Lebhaft

2. Intermezzo. Sehr langsam, frei

3. Variationen. Mäßig schnell

4. Intermezzo. Sehr langsam

5. Fuge. Alter Berner Marsch. Schnell

Erläuterungen

2002
PAUL HINDEMITH
Septett (1948/49)

Paul Hindemith hat in seiner Stilentwicklung bekanntlich eine tiefgreifende Wandlung durchgemacht, die sich im Laufe der 1930er Jahre vollzog. Sie schlug sich nach dem Kriege einerseits in den berüchtigten Neufassungen früherer Werke (Cardillac, Neues vom Tage, Klarinettenquintett), andererseits in Neukompositionen wie dem 1948/49 entstandenen Septett nieder. Es erweitert die Besetzung des klassischen Bläserquintetts – Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott – um Bassklarinette und Trompete. Dies legt den Vergleich mit der Kleinen Kammermusik für fünf Bläser und der Kammermusik Nr. 1 nahe, die eine ähnliche Bläserkombination aufweisen. Hatte Hindemith in diesen 1921/22 entstandenen Frühwerken eine unverkrampfte, frech auftrumpfende Freude am Experimentieren an den Tag gelegt, so konzentrierte er sich im späten Septett auf traditionelle Formen und Satztechniken.

Der 1. Satz steht in frei gebauter Sonatenform, der 3. in Variationenform, wobei das Thema fast unverändert von Instrument zu Instrument wandert. Von den beiden Intermezzi ist das zweite der Krebs des ersten (d.h. Satz 2 wird in Satz 4 von hinten nach vorne gespielt). Ihren Höhepunkt erreicht diese komplexe Satztechnik im Finale, einer Tripelfuge mit Cantus firmus. Die Holzbläser und das Horn führen nacheinander drei verschiedene Themen durch, um am Ende die ersten beiden in einer Doppelfuge zu kombinieren. Dazu intoniert die Trompete einen Alten Berner Marsch. Es handelt sich um den sogenannten Bärenmarsch aus dem 18. Jahrhundert, der den Bernern als „Nationalhymne“ gilt. Hindemith kannte ihn aus seinen Schweizer Exiljahren und behandelte ihn in diesem Satz fast humoristisch: Der Marsch wird „ausschließlich von der Trompete intoniert und schallt, auch metrisch abgesetzt, wie aus der Ferne in die Musik hinein“ (Giselher Schubert).