„Kleine Kammermusik“ für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott, op. 24,2
Werkverzeichnisnummer: 961
1. Lustig
2. Walzer
3. Ruhig und einfach
4. Schnelle Viertel – frei
5. Sehr lebhaft
Hindemith komponierte seine Kleine Kammermusik für fünf Bläser 1922 für die Frankfurter Bläser-Kammermusikvereinigung, eines der ersten stehenden Bläserquintette in Deutschland. Eine Vorstudie zu diesem mehrsätzigen Bläserquintett findet sich im dritten Satz der 1921 komponierten Kammermusik Nr. 1 für 24 Instrumente. Dieser „großen Kammermusik“ steht hier gleichsam die „Kleine Kammermusik“ gegenüber. Die beiden Werke gehören als op. 24 Nr. 1 und 2 zusammen, doch greift die „kleine“ den provokanten Tonfall ihrer größeren Schwester nicht auf.
Beiden Werken gemeinsam ist der Versuch, für den Begriff „Kammermusik“ eine neue Definition zu finden, die sich von der spätromantischen Ausdrucksmusik befreit. Die ersten beiden Sätze der Kleinen Kammermusik zeigen dies am deutlichsten. Der von der Klarinette angeführte erste Satz ist ein Geschwindmarsch, der in beinahe penetranter Weise an barocken Anapästrhythmen festhält: Darauf folgt ein ironischer, immer wieder von neuem ansetzender Walzer, in dem das Horn führt, „durchweg sehr leise“ zu spielen. Im Zentrum der fünfsätzigen Anlage steht ein Adagio; die Vortragsangabe Ruhig und einfach macht schnell deutlich, dass man es nicht mit einem spätromantischen Adagio im Stile eines Dvorak oder Bruckner zu tun hat: der Satz ist nicht mehr als eine zarte Impression. In scharfem Kontrast dazu spielt der vierte Satz mit einem perkussiven Motiv. Es wird von kurzen Kadenzen für jedes der fünf Instrumente unterbrochen. Das tänzerische Finale verbindet den barocken Tanztypus der Gigue mit Ostinato-Themen, die an Bartók erinnern.