Trio für Viola, Violoncello und Kontrabass, „Prestunissimo“
Werkverzeichnisnummer: 949
1996
Hans-Joachim Hespos: Prestunissimo (1981)
Spricht man Wolfgang Güttler auf Hespos‘ Prestunissimo an, kommt er ins Schwärmen, nicht so sehr über die Musik als vielmehr über die Wortschöpfungen, die der Komponist in die Partitur dieses Trios eingetragen hat. Ausdrücke wie „kaum spürbar schattenhaft gerucht“ , „ins fast gleichzeitige raffend getrommelt“ oder „fetzend geschichtet“ kennzeichnen das extreme Ausdrucksbedürfnis eines Komponisten, der die Interpreten zu akrobatischen Übungen zwingt. So beginnt etwa die dritte der „Sieben Zeilen“, aus denen Prestunissimo besteht, mit Stille, auf die stumme Streichbewegungen folgen, darauf „überraschend schwungvoll“ Drehungen des Instruments, schließlich eine Sequenz gesprochener Laute bis hin zum „kreischend gebrüllten aufplatzer“.
Prestunissimo, ein Auftragswerk des WDR für die Wittener Tage für Neue Kammermusik, wurde dort 1982 uraufgeführt. Hespos wies auf die Gliederung der Sieben Zeilen hin: „Zwischen den einzelnen Zeilen akrustibatischer Ereignisse erfolgen Entspannungen von ca. 19-37 Sekunden.“ Der Ausdruck „akrustibatisch“ entstammt dem gleichen wortschöpferischen Elan, der die gesamte Partitur prägt, und ist als Verbrämung von „Akrobatik“ und „Akustik“ nicht untypisch für Hespos‘ spezifische Auffassung vom Musizieren. (kb)