Klaviertrio F-Dur, Hob. XV: 17 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Joseph Haydn

Klaviertrio F-Dur, Hob. XV: 17

Trio F-Dur für Klavier, Flöte (oder Violine) und Violoncello, Hob. XV: 17

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 911

Besetzung

Flöte
Violoncello
Klavier

Satzbezeichnungen

1. Allegro

2. Finale. Tempo di Menuetto

Erläuterungen

So hatte sich Joseph Haydn das Weihnachtsfest des Jahres 1790 sicher nicht vorgestellt: Als Reisender auf dem Weg zwischen Wien und London kam er bei schlechtestem Wetter an Schloss Engers vorbei, um wenige Stunden später am Bonner Hof Station zu machen. Noch im August hatte er die Erstaufführung von Mozarts Figaro am Schlosstheater im ungarischen Esterháza vorbereitet, doch dann verstarb völlig überraschend sein Dienstherr, Fürst Nikolaus „der Prachtliebende“ von Esterházy. Dessen Sohn und Nachfolger, Fürst Paul, entließ Ende September auf einen Schlag die gesamte Hofkapelle. Haydn durfte sich zwar mit einer stattlichen Pension nach Wien zurückziehen, wo er ein Zimmer auf der „Wasserkunstbastei“ bezog, doch von fürstlichen Aufträgen war nicht mehr die Rede.

Also bereitete sich der Maestro auf ein geruhsames Weihnachtsfest in Wien vor und wirkte als Bratschist in den adventlichen Kammerkonzerten seines Freundes Mozart mit, als plötzlich ein Besucher aus London in der Tür stand. Es war Johann Peter Salomon, seines Zeichens Geiger und früherer Kapellmeister beim Prinzen Heinrich von Preußen, nun der erfolgreichste Konzertmanager Londons. Zufällig war er auf dem Kontinent unterwegs, als er in einer Kölner Zeitung von den dramatischen Ereignissen in Esterháza las und sofort seine Reiseroute änderte. Kaum in Wien angekommen, stellte er sich mit einem knappen Satz bei Haydn vor: „Ich bin Salomon aus London und komme, um Sie abzuholen; morgen werden wir einen Akkord schließen.“ Tatsächlich wurden sich der Manager aus London und der Compositeur aus Wien schnell handelseinig. Schon am 15. Dezember reisten die Beiden gen Nordwesten ab – viel betrauert von Mozart, der fürchtete, seinen alternden Freund „Papa Haydn“ niemals wiederzusehen. Auf welch tragische Weise sich diese Prophezeiung bewahrheiten sollte, konnten die beiden Komponisten damals nicht ahnen.

Es war eine unwirtliche Weihnachtsreise, die Haydn zwar beschwingt antrat, die ihm aber wegen „der Unordnung des Schlafs, verschiedenen Speisen und Getränks“ schwer zu schaffen machte. Im langsamen Reisetempo des späten 18. Jahrhunderts gelang es nicht mehr, vor dem Fest London zu erreichen, weshalb man Weihnachten am Bonner Hof feierte. Kurfürst Max Franz von Köln, der Bruder des Kaisers und erzmusikalische Habsburger, bereitete dem berühmten Gast aus Wien einen königlichen Empfang. Haydn erlebte im Hochamt die Aufführung einer eigenen Messe und durfte abends auf Kosten des Kurfürsten mit Freunden und Musikern der Hofkapelle speisen. Danach ging es unverzüglich weiter Richtung Küste. Kaum jemals dürfte er einen so unwirtlichen Silvesterabend erlebt haben wie in Calais: „Die eingefallene schlechte Witterung und der beständig anhaltende Regen verursachet, dass ich eben erst abends nach Calais angekommen und morgen früh um 7 Uhr über Meer nach London abgehen werde.“ Am stürmischeren Neujahrsmorgen wagten Haydn und Salomon die Fahrt über den Ärmelkanal. Für den 58-jährigen war es nicht nur der Beginn eines neuen Jahres, sondern der Auftakt zu einem neuen Lebensabschnitt: Das Abenteuer London begann – kaum drei Monate nach der Entlassung aus Esterházyschen Diensten.

Sein erster Gastgeber in London war der Verleger John Bland, der Haydn im November 1789 in Esterháza besucht und bei dieser Gelegenheit drei Klaviertrios bestellt hatte. Ausdrücklich wünschte sich Bland als Oberstimme in diesen Trios nicht die Geige, sondern die Flöte. Je eines dieser Trios eröffnet unsere Weihnachtskonzerte.