Trio D-Dur für Klavier, Flöte (oder Violine) und Violoncello, Hob. XV: 16
Werkverzeichnisnummer: 897
Allegro
Allegro più tosto Allegretto
Vivace assai
Im D-Dur-Trio, Hob. XV:16 hat Haydn den festlichen Glanz der Tonart mit überraschenden Ausbrüchen in dunkle Mollregionen verbunden – eine Spannung, die er in Mozarts großen D-Dur-Werken vorfand. Das erste Allegro wird vom Klavier mit einem munteren Thema eröffnet, das die Flöte zwar aufgreift, aber gleich mit dunklen Halbtonschritten anreichert. Anschließend versetzt sie das Thema ins traurige a-Moll, woraus eine Modulation bis nach F-Dur entsteht, bevor endlich das zweite Thema in der „richtigen“ Tonart A-Dur einsetzt. Dessen munterer Tanzschritt ist typischer Haydn, ebenso wie das knappe Motiv der Schlussgruppe. Im gleichen Duktus beginnt der Mittelteil des Satzes, bis die Musik plötzlich abbricht und in C-Dur statt e-Moll wieder einsetzt. Mit diesem Überraschungseffekt hat Haydn die Durchführung eröffnet, wo die Motive des Hauptthemas besonders lang und kunstvoll verarbeitet werden – bis hin nach fis-Moll, bevor das Hauptthema im strahlenden D-Dur wieder eintritt. Freilich folgt dunkles d-Moll auf dem Fuß. Die dunklen Schatten aus dem ersten Teil breiten sich weiter aus und werden erst von der brillanten Coda weggefegt.
Kaum verwunderlich, dass der Mittelsatz in d-Moll steht. Es handelt sich um ein Andantino quasi Allegretto im sehr zügigen Sechsachteltakt, ein tänzerischer Satz in lauter regelmäßigen Viertaktgruppen. Man könnte an ein Menuett in zwei Teilen denken, wobei die Wiederholung jedes Teils von Flöte und Cello verstärkt wird. Statt eines Trios folgt eine lyrische Episode in F-Dur, die frei kantabel gestaltet ist. Beide Abschnitte, das d-Moll-Menuett-Thema und der F-Dur-Abschnitt, werden wiederholt, münden dann aber in eine frei schweifende, harmonisch düstere Coda, die auf einer Fermate unschlüssig stehen bleibt.
Urplötzlich setzt das Thema des Finales ein, ein Haydnsches Rondothema par excellence, so voller Energie und Lebensfreude, dass man die kunstvolle Satzweise darüber fast vergisst: Cello und linke Hand des Klaviers gehen voran, Flöte und rechte Hand antworten quasi kontrapunktisch, das Ganze hat aber den Effekt eines mitreißenden Kehraus-Finales. Formal handelt es sich um ein ganz simples Rondo mit drei Couplets. Die drei Episoden sorgen für überraschende Kontraste: erst bedrohliche d-Moll-Töne, dann ein wunderschönes h-Moll-Thema der Flöte, schließlich ein Bauerntanz in G-Dur. An tänzerischem Schwung und Eingängigkeit der Themen steht dieser Satz dem berühmten Zigeunerfinale des G-Dur-Klaviertrios nicht nach, obwohl er nicht annähernd so berühmt wurde.