Quartett G-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 54,1; Hob. III: 58
Werkverzeichnisnummer: 873
1. Allegro con Brio
2. Allegretto
3. Menuetto – Trio
4. Finale. Presto
Zu den skurrilen Kammermusik-Mäzenen in Wien gehörte der „Großhandlungs-Gremialist“ Johann Tost, seines Zeichens Ungar und vormals Geiger in Haydns Orchester in Esterháza. Als er sich zum erfolgreichen Geschäftsmann gewandelt hatte, pflegte er bei Wiener Komponisten Kammermusikwerke in Auftrag zu geben, die er für zwei Jahre unter Verschluss hielt, so dass man, wenn man die betreffenden Musikstücke hören wollte, neben den Musikern stets auch ihn zu den Konzerten einladen musste. Der Geigenvirtuose Louis Spohr hat in seiner Autobiographie geschildert, wie der alte Tost aus diesem Umstand geschäftlich Profit schlagen wollte. Als Tost noch jünger war und selbst bei den Aufführungen die erste Geige spielte, schrieben Haydn und Mozart für ihn einige ihrer schönsten Quartette und Quintette. Haydns Opera 54 und 55 mit je drei Quartetten sind Johann Tost gewidmet.
Das G-Dur-Quartett ist das populärste von ihnen. „Trommelbässe“ bestimmen den robusten Kopfsatz, dessen Hauptthema zupackend, wahrhaft con brio daher kommt. Es dient auch als zweites Thema wie so oft bei Haydn, wird in der Durchführung effektvoll nach Moll versetzt und dabei spannungsvoll gesteigert. Das eigentliche Thema des Satzes sind jedoch die repetierten Achtel, gepaart mit einer Sechzehntelfigur, die durch alle Stimmen wandert.
Auch im langsamen Satz, einem relativ raschen Allegretto, bleiben die Achtel omnipräsent. Die Melodik dieses Satzes wirkt opernhaft singend, voller empfindsamer Halbtöne – eine Huldigung Haydns an seinen Freund Mozart. Dazwischen gehen aus den stets wiederholten Achteln einige der gewagtesten Modulationen hervor, die Haydn geschrieben hat. Das Menuett ist fast schon ein Deutscher Tanz, der Wiener Vorläufer des Walzers, im Trio tritt das Cello mit einem chromatischen Solo hervor. Im Finale hat Haydn wie so oft eine muntere Tanzmelodie auf die geistvollste Weise verarbeitet.
Quartett G-Dur, op. 54,1
1788 schickte Haydn den jungen Geiger Johann Tost nach Paris, um an den Verleger Sieber sechs neue Streichquartette zu verkaufen, nebst zwei neuen Sinfonien (Nr. 88 und 89). Tatsächlich erschienen die Quartette schon im folgenden Jahr als Opera 54 und 55 in Paris – in den bewegten Wochen vor dem Sturm auf die Bastille. Heute werden sie auch „Tostquartette“ genannt, weil sie Haydn für jenen ungarischen Geiger komponiert haben soll. Später entwickelte sich Tost zu den skurrilen Kammermusik-Mäzenen Wiens. Als „Großhandlungs-Gremialist“ und erfolgreicher Geschäftsmann pflegte er bei Wiener Komponisten Kammermusikwerke in Auftrag zu geben, die er für zwei Jahre unter Verschluss hielt, so dass man, wenn man die betreffenden Musikstücke hören wollte, neben den Musikern stets auch ihn zu den Konzerten einladen musste. Der Geigenvirtuose Louis Spohr hat in seiner Autobiographie geschildert, wie der alte Tost aus diesem Umstand geschäftlich Profit schlagen wollte. Als Tost noch jünger war und selbst bei den Aufführungen die erste Geige spielte, schrieben Haydn und Mozart für ihn einige ihrer schönsten Quartette und Quintette. Haydns Opera 54 und 55 mit je drei Quartetten sind Johann Tost gewidmet.
Das G-Dur-Quartett ist das populärste von ihnen. „Trommelbässe“ bestimmen den robusten Kopfsatz, dessen Hauptthema zupackend, wahrhaft con brio daher kommt. Es dient auch als zweites Thema wie so oft bei Haydn, wird in der Durchführung effektvoll nach Moll versetzt und dabei spannungsvoll gesteigert. Das eigentliche Thema des Satzes sind jedoch die repetierten Achtel, gepaart mit einer Sechzehntelfigur, die durch alle Stimmen wandert.
Auch im langsamen Satz, einem relativ raschen Allegretto, bleiben die Achtel omnipräsent. Die Melodik dieses Satzes wirkt opernhaft singend, voller empfindsamer Halbtöne – eine Huldigung Haydns an seinen Freund Mozart. Dazwischen gehen aus den stets wiederholten Achteln einige der gewagtesten Modulationen hervor, die Haydn geschrieben hat. Das Menuett ist fast schon ein Deutscher Tanz, der Wiener Vorläufer des Walzers, im Trio tritt das Cello mit einem chromatischen Solo hervor. Im Finale hat Haydn wie so oft eine muntere Tanzmelodie auf die geistvollste Weise verarbeitet.