Partita Nr. 3 E-Dur für Violine solo, BWV 1006
Werkverzeichnisnummer: 83
1. Preludio
2. Loure
3. Gavotte en Rondeau
4. Menuet I – Menuet II
5. Bourée
6. Gigue
2001
PARTIA TERZA E-Dur
Wie die C-Dur-Sonate ihre düsteren Schwesterwerke in Moll überstrahlt, so wendet auch die dritte Partia die drei Solosuiten zu einem glanzvollen Ende in Dur. In Bachs brillantester Geigentonart E-Dur – man denke an die 3. Sonate mit Cembalo oder das E-Dur-Violinkonzert – herrscht hier bunte Formenvielfalt im galanten Stil. Ein Detail der Reinschrift verrät, dass wir es mit einem Stück im „französischen goût“ zu tun haben: Abgesehen vom Preludio tragen alle Sätze französische Bezeichnungen. Es handelt sich um „Galanterien“, wie man damals sagte, Modetänze vom französischen Hof, die die traditionellen Sätze der deutschen Suite (Allemande, Courante, Sarabande und Gigue) allmählich verdrängten. Natürlich darf das Menuett dabei nicht fehlen. Es tritt gleich im Paar alternativement auf (Menuet I-II), umrahmt von einer Gavotte en rondeau und einer Bourée, zwei weiteren Lieblingstänzen der Zeit. Auf das Preludio folgt unmittelbar eine Loure, ein Tanz mit schwer lastenden Akzenten im 6/4-Takt, den Bachs Freund und Kollege Telemann besonders liebte. (Bach hat die Loure sonst nur in der 5. Französischen Suite verwendet.) Den Schluss bildet eine Gigue in der französischen Variante dieses ursprünglich schottischen Tanzes.
Den festlichen Ton der Suite legt das Preludio fest, die glanzvollste Etüde in Dreiklangsbrechungen, die Bach geschrieben hat. Er war sich der Wirkung dieses Satzes so sicher, dass er ihn für die verschiedensten Instrumente bearbeitete: für Laute bzw. Lautencembalo in einer späteren Fassung der gesamten Partia (BWV 1006a) und für Orgel mit Orchester. Die letztere Bearbeitung, deren Klangpracht mit Pauken und Trompeten man sich beim Hören des Originals kaum vorstellen kann, verwendete er als Sinfonia zur Kantate BWV 29 Wir danken dir, Gott, wir danken dir. In diesem Sinne ist wohl die ganze E-Dur-Partita zu verstehen: als Dank an den Schöpfer für die Vollendung eines Opus für Geige, das bis heute in seiner Kompositionskunst, seiner Vielfalt und inneren Größe unerreicht ist – Soli Deo Gloria, Gott allein zum Ruhm, wie Bach gesagt hätte.