Streichquartett B-Dur, op. 76,4 "Der Sonnenaufgang" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Joseph Haydn

Streichquartett B-Dur, op. 76,4 "Der Sonnenaufgang"

Quartett B-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 76,4 (Hob. III: 78) „Der Sonnenaufgang“

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 832

Satzbezeichnungen

1. Allegro con spirito

2. Adagio

3. Menuet. Allegro – Trio

4. Finale. Allegro ma non troppo

Erläuterungen

Joseph Haydns Streichquartettschaffen, so umfangreich es auf den ersten Blick erscheinen mag, ist doch leicht überschaubar dank der Gliederung in gedruckte Werkserien, deren Opuszahlen gewissermaßen zur zweiten Identität für die Quartette geworden sind. Zu Haydns Zeit kümmerten sich die Verleger in Paris oder Offenbach gewöhnlich nicht um die Opusnummern, unter denen die selben Quartette in Wien oder London erschienen waren. So gibt es etwa für die Quartette op. 76 in den Originaldrucken die unterschiedlichsten Opuszahlen (op. 46, 75, 96 sowie op. 76 in dem Druck von Longman, London 1799), und erst in den Nachdrucken des 19. Jahrhunderts setzte sich eine Art internationaler Kanon mit der heute bekannten Zählung durch.

Letztere ist auch deshalb von Nutzen, weil sich an ihr die stilistische Entwicklung der Quartette Haydns in klare Stationen unterteilen lässt. So ist etwa Opus 20 der große experimentelle Zyklus vor der Entdeckung des klassischen Stils, den Haydn mit Opus 33 etablierte. Opus 50 zeigt die stärkste monothematische Arbeit, Opus 64 den Einfluss Mozarts, Opus 71 eine Tendenz zum Quasi-Sinfonischen usw.

Das Opus 76 fasst alle diese Tendenzen in souveräner Weise zusammen. Der 1797 im Auftrag des Grafen Erdödy komponierte Zyklus, der 1799 im Druck erschien, bildet das kammermusikalische Gegenstück zu Haydns Schöpfung und seinen späten Messen, die letzte Hochblüte des klassischen Stils vor der Jahrhundertwende. Nicht zufällig sind alle Werke dieses Zyklus zu Klassikern des Repertoires geworden, teilweise unter populären Titeln, von denen freilich keiner auf Haydn selbst zurückgeht (Quinten-Quartett, Kaiserquartett u.a.).

Das B-Dur-Quartett, op. 76, 4, verdankt seinen englischen Beinamen The sunrise (Der Sonnenaufgang) dem Violinthema des ersten Satzes, das über einem ausgehaltenen Akkord der Unterstimmen aus der Tiefe nach oben strebt. Dies weckte bei den Zeitgenossen Assoziationen an den Sonnenaufgang, ein damals in London besonders beliebtes Thema, wie Kantaten von Thomas Augustin Arne oder Johann Christian Bach beweisen. Den Deutschen der Nach-Wagner-Periode drängte sich eher der Anklang an die Melodie Freudig begrüßen wir die edle Halle aus Wagners Tannhäuser auf, wodurch das Quartett kurzzeitig auch als „Tannhäuser-Quartett“ populär wurde. Rein musikalisch betrachtet ist dieser Beginn in seiner entspannten Gesanglichkeit typisch für den späten Haydn. Fast unnötig zu sagen, dass es im Laufe des Satzes in vielfältiger Weise motivisch-thematisch variiert wird.

Wie viele späte Quartette und die späten Messen Haydns enthält auch das B-Dur-Quartett einen breit ausgeführten Adagio-Satz. Ludwig Finscher nannte ihn eine „meditative Phantasie über das anfangs in tastenden Anläufen entwickelte, dann mit den außerordentlichsten harmonischen Komplikationen und Vorhaltsdissonanzen durchgeführte Thema.“ Der Haydnforscher Georg Feder sprach von einem „Gebet mit Choralmelodie“, das sich bis zu „stiller Ergebenheit“ steigere.

Menuett und Trio gehen ausnahmsweise unmittelbar ineinander über, verbunden durch den ausgehaltenen Grundton B, über dem eine ungarische Melodie ins Trio hinüberleitet. Der gemütliche Ton, in dem das Finalrondo einsetzt, wird nach einer Mollepisode und der Wiederkehr des Themas durch eine immer schneller werdende Stretta sozusagen aufgeschreckt – eine der zahllosen Varianten, mit denen Haydn seine Zuhörer in seinen Finalsätzen zu überraschen pflegte. „Voller Erfindung, Feuer, gutem Geschmack und neuen Effekten“ erschien diese Musik dem englischen Gelehrten Charles Burney – und nicht nur ihm.

Quartett B-Dur, op. 76,4

Das B-Dur-Quartett, op. 76, 4, verdankt seinen englischen Beinamen „The Sunrise“ („Der Sonnenaufgang“) dem Violinthema des ersten Satzes, das sich über einem ausgehaltenen Akkord der Unterstimmen aus der Tiefe allmählich in strahlende Höhe zu erheben scheint. Dies weckte bei den englischen Zeitgenossen Assoziationen an den Sonnenaufgang, ein damals in London besonders beliebtes Thema, wie Kantaten von Thomas Augustin Arne und Johann Christian Bach beweisen. Den Deutschen der Nach-Wagner-Periode drängte sich eher der Anklang an die Melodie „Freudig begrüßen wir die edle Halle“ aus Wagners Tannhäuser auf, weshalb das Quartett kurzzeitig auch als „Tannhäuser-Quartett“ populär wurde. Rein musikalisch betrachtet ist das Thema des Beginns in seiner entspannten Gesanglichkeit typisch für den späten Haydn. Fast unnötig zu sagen, dass es im Laufe des Satzes in vielfältiger Weise motivisch-thematisch variiert wird.

Wie viele späte Quartette und die späten Messen Haydns enthält auch das B-Dur-Quartett einen breit ausgeführten Adagio-Satz. Ludwig Finscher nannte ihn eine „meditative Phantasie über das anfangs in tastenden Anläufen entwickelte, dann mit den außerordentlichsten harmonischen Komplikationen und Vorhaltsdissonanzen durchgeführte Thema.“ Der Haydn-Forscher Georg Feder sprach von einem „Gebet mit Choralmelodie“, das sich bis zu „stiller Ergebenheit“ steigere.

Menuett und Trio gehen ausnahmsweise unmittelbar ineinander über, verbunden durch den ausgehaltenen Grundton B, über dem eine ungarische Melodie ins Trio hinüberleitet. Der gemütliche Ton, in dem das Finalrondo einsetzt, wird nach einer Mollepisode und der Wiederkehr des Themas durch eine immer schneller werdende Stretta sozusagen aufgeschreckt. „Voller Erfindung, Feuer, gutem Geschmack und neuen Effekten“ erschien diese Musik dem englischen Gelehrten Charles Burney – und nicht nur ihm.