Konzert E-Dur für Violine, Streicher und Basso continuo , BWV 1042
Werkverzeichnisnummer: 74
1. Allegro
2. Adagio
3. Allegro assai
Das E-Dur-Violinkonzert von Bach gilt heute zu Unrecht als sein zweites. Zum einen stellen die beiden erhaltenen Violinkonzerte nur einen Bruchteil dessen dar, was er tatsächlich in dieser Gattung komponiert hat. Und zum anderen ist das a-Moll-Konzert ohne Zweifel das spätere; es kann aufgrund seines modernen Stils erst um 1730 in Leipzig entstanden sein. Das E-Dur-Konzert ist dagegen ein typisches Werk der Köthener Zeit (1717-1723), in der Bach bei Fürst Leopold von Anhalt-Köthen als Hofkapellmeister diente. Der erste Satz enthält in geradezu exemplarischer Form Merkmale des Vivaldistils: ein Orchestervorspiel, das mehrmals wiederkehrt und dabei verändert wird, ein sog. Ritornell, mit einem bestimmten harmonischen Aufbau; klare Dreiklangsmelodik und rauschende Sequenzen; einen figurativen Solopart. Im Gegensatz zu Vivaldi jedoch verschränken sich bei Bach Solostimme und Orchester auf subtile Weise. Außerdem wird das Dreiklangsthema konsequent verarbeitet – über dichten, harmonisch reichen Mittelstimmen, die besonders im Mittelteil zur Geltung kommen. (Der Satz hat die Da-Capo-Form einer Opernarie.)
Der zweite Satz ist eine großangelegte Passacaglia. Über das Thema, das zu Beginn leise in den Bässen erklingt, entwickeln die hohen Streicher und die Solovioline im Dialog Variationen. Die Form ist so frei gehandhabt, daß sie dem Solisten Gelegenheit zu atmosphärischen Episoden gibt, bevor das Thema wieder einsetzt. Das Finale ist für Bach ungewöhnlich einfach gebaut: ein simples Rondeau, dessen energisches Thema unverändert wiederkehrt, während die Soloepisoden immer virtuoser werden.