Sonate a-Moll für Klavier und Violoncello, op. 36
Werkverzeichnisnummer: 737
1. Allegro agitato
2. Andante molto tranquillo
3. Allegro – Allegro molto e marcato
1996
Edvard Grieg: Cellosonate a-Moll, op. 36
Obwohl Edvard Grieg am Leipziger Konservatorium studiert hat, blieb seinen Werken in diesem Zentrum romantischer Musikkultur der Erfolg zeitlebens versagt. So wurde auch die Leipziger Erstaufführung seiner Cellosonate im Oktober 1883 (fünf Tage nach der Uraufführung in Dresden) in den Signalen für die musikalische Welt gnadenlos verrissen. Wie so oft war von unbedeutender Erfindung und mangelhafter Ausarbeitung die Rede – Vorurteile, gegen die Griegs Kammermusik bis heute anzukämpfen hat.
Im Falle der Cellosonate hat der Komponist selbst dieses Mißtrauen genährt. Noch 1903 schrieb er an einen Freund: “Von meinen größeren Werken behandeln Sie, wie ich meine, die Violoncellosonate viel zu liebenswürdig. Ich schätze sie nicht so sehr, weil sie keinen Fortschritt in meiner Entwicklung darstellt.” Dies ist nur eine von mehreren negativen Äußerungen über das Werk. Grieg hatte wohl das Gefühl, sich in der Cellosonate wiederholt zu haben, worauf verschiedene besonders leicht zu identifizierende Anklänge hinweisen: “Ohne Jagd auf Reminiszenzen zu machen, möchte man besonders die folgenden Beispiele erwähnen: Das lyrische Seitenthema im 1. Satz z. B. enthält das bekannte »Grieg-Motiv« in beiden Formen, ohne jedoch etwas Neues hinzuzufügen. Das gleiche Motiv tritt als Seitenthema im letzten Satz auf. Das Hauptthema im 2. Satz stellt beinahe eine Kopie des Huldigungsmarsches aus Sigurd Jorsalfar dar. Die Klavierstimme in der Abschlußpartie des 1. Satzes ähnelt sehr stark dem Abschluß des 1. Satzes im a-Moll-Konzert. Das Hauptthema im letzten Satz der Sonate hat eine übertrieben folkloristische Prägung, die beinahe wie eine Karikatur wirkt.” (F. Bennestad)
Trotz dieser Anklänge an Bekanntes und einer gewissen harmonischen Glätte ist das Werk ins Repertoire eingegangen. Griegs Fähigkeit, den Dialog aus Streich- und Tasteninstrument klanglich ausgewogen zu gestalten – eine Qualität, die u. a. Brahms an seinen Duosonaten schätzte, – ist auch hier zu beobachten. Die Formen der drei Sätze sind die klassischen: Sonatenform mit zwei Themen, Durchführung und Presto-Coda im ersten Satz; dreiteilige Liedform mit einem Mollmittelteil im Andante; Sonatenform im Finale, wobei dem Hauptthema ein Solothema des Cellos vorgeblendet ist, das im Lauf des Satzes mehrmals als Höhepunkt wiederkehrt.
Karl Böhmer