“Valses Poeticos”
Werkverzeichnisnummer: 729
Introduktion
1. Melodioso
2. Tempo di Valse noble
3. Tempo di Valse lento
4. Allegro umoristico, ritmatico
5. Allegretto
6. Quasi ad libitum
7. Vivo
Epilog. Presto
ENRIQUE GRANADOS hat keine Originalwerke für Gitarre geschrieben, obwohl er aus der Gitarrenhochburg Spanien stammte und zu den Begründern der von der Folklore inspirierten Nationalmusik des Landes gehörte. Er vertraute seine Meditationen über die Geschichte Spaniens vorwiegend dem Klavier an. So sind die hier vorgestellten Valses poeticos ebenso ein Klavierzyklus wie die berühmten Goyescas nach Gemälden Goyas. Als Granados seine Opernfassung dieses Themas 1916 in New York vorstellte, wurde er von Präsident Wilson nach Washington eingeladen und verpaßte deshalb den direkten Schiffsanschluß nach Spanien. Er mußte über England reisen und überquerte mit der Sussex den Ärmelkanal. Als diese von einem deutschen U-Boot torpediert wurde, erreichte Granados zwar eines der Rettungsboote, sah aber seine Frau in den Fluten und versuchte sie zu retten. Dabei ertranken beide.
2000
ENRIQUE GRANADOS
Valses poeticos/Escenas romanticas
Enrique Granados war neben seinem Kollegen und Freund Isaac Albéniz der Repräsentant der spanischen Musik um die Jahrhundertwende: Klaviervirtuose, international gefeierter Künstler und Komponist, dem es erstmals gelang, aus der reichen Folklore Spaniens eine “Nationalmusik” im Sinne des späten 19. Jahrhunderts zu formen. Internationale Konzertreisen führten den Pianisten Granados um die halbe Welt. Die letzte wurde ihm zum Verhängnis: Auf dem Werk durch den Ärmelkanal wurde sein Schiff mitten im I. Weltkrieg von den Deutschen torpediert. Sein früher Tod bedeutete für die spanische Musik eine Katastrophe, hätte seine romantisch-ausdrucksstarke Musik doch noch ungleich stärker wirken können.
Wie die großen Klavierkomponisten der Romantik, Chopin, Schumann und Liszt, schrieb Granados Klavierzyklen aus Tänzen, die sich zu einer geschlossenen, fast schon szenischen Einheit zusammenfügen. Zwei von ihnen stellt unser Duo in Gitarrentranskriptionen vor: die Valses poeticos und die Escenas romaaticas.
Aus dem neunteiligen Zyklus Valses poeticos spricht, wie im Titel angekündigt, die Poesie des Walzers, weniger seine lebenslustige Seite. Manche der sieben Walzer, die von einer Introduktion und einem Epilog umrahmt werden, erinnern an die Klavierwalzer Chopins, andere fast schon ans Wiener Genre, immer aber gebrochen durch einen spanischen Ton, der den Impressionismus vorwegzunehmen scheint. Titel wie Valse noble oder Allegro umoristico (Humorvolles Allegro) sprechen für sich und bedürfen keiner weiteren Erläuterung, zumal die Melodien von zarter Eleganz und einnehmender Schönheit sind. Am Ende erklingt noch einmal die schönste von ihnen, das Melodioso der Nr. 1.
Wie die Walzer sind auch die sechs “Romantischen Szenen” (Escenas romanticas) undatiert. In unserer Fassung erklingen daraus fünf Sätze, von denen die Mazurka und Berceuse an bekannte Chopin-Klavierstücke erinnern, während das Rezitativ und Allegretto unverwechselbar spanische Färbung annehmen.