Sonate G-Dur für Flöte, Violoncello und obligates Cembalo
Werkverzeichnisnummer: 726
1. Allegro
2. Adagio
3. Rondo Allegretto
1996
Friedrich Hartmann Graf: Sonata e-Moll, Trio G-Dur
Mit Friedrich Hartmann Graf überschreitet unser Programm die Epochengrenze zur Klassik. Der jüngere der beiden komponierenden Söhnen des Rudolstädter Kapellmeisters Johann Graf führt heute – wie so viele Meister der Klassik – ein Schattendasein am Rande eines von Haydn und Mozart beherrschten Repertoires. Dies war zu seiner Zeit anders. In Wien führte sich Graf 1780 mit einem großen Oratorium (Die Zurückkunft des verlorenen Sohnes) glänzend ein; in London lud man ihn 1783/84 ein, nach Johann Christian Bachs Tod die renommierteste Konzertreihe der Metropole zu leiten; in Stockholm ernannte ihn die Königliche Musikakademie zum Mitglied; 1789 wurde er Ehrendoktor der Universität Oxford – alles in allem eine beispielhafte Musikerkarriere, die in vielem an Haydn erinnert. Mo-zarts abschätziges Urteil, Graf sei nicht mehr als ein „magerer Komponist von Flötenkonzerten“, muß in diesem Zusammenhang befremden.
An Joseph Haydn erinnern viele von Grafs Kompositionen, etwa ein hoch bedeutendes Cellokonzert in D-Dur (mit einem Rondothema im Flageolett!). In unserem Programm zeigt erst das abschließende Trio diesen Stil. Es wurde in den 1780er Jahren in London unter dem Titel Grand Sonata for the Pianoforte with a Flute and Violoncello gedruckt, ist also ein echtes Klaviertrio, in dem die Flöte die Violine ersetzt.
Ein singendes Allegro in Sonatenform mit einem prägnanten zweiten Thema und durchbrochener Arbeit der Instrumente, ein kantables Adagio und ein Rondofinale mit Haydneskem Thema zeigen Graf auf der Höhe des klassischen Stils.
Anders seine Flötensonate e-Moll; sie ist ein frühes Werk, noch mit Basso continuo und im Stil des norddeutschen Sturm und Drang um den Bachsohn Carl Philipp in Hamburg geschrieben. Diese zunächst merkwürdig erscheinende Stilverbindung zwischen dem in Augsburg wirkenden Graf und dem hohen Norden erklärt sich daraus, daß er bis 1765 in Hamburg an der Seite des alten Telemann wirkte. Hier – wie auch im nördlicheren Schweden – goutierte man zuerst die Originalität von Grafs Stil. Sie zeigt sich in der e-Moll-Sonate an der ebenso virtuosen wie expressiven Flötenstimme, deren Fiorituren in den Variationen die Grenze des auf der barocken Traversflöte Spielbaren erreichen. (Karl Böhmer)