"Drei Stücke im alten Stil" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Henryk Mikolaj Górecki

"Drei Stücke im alten Stil"

“Drei Stücke im alten Stil” für Streichorchester (1963)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 724

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2003
HENRYK GÓRECKI
Drei Stücke im alten Stil

Dass ein Komponist des 20. Jahrhunderts auf dem “klassischen” oder “E-Musik-Sektor” einen Welterfolg erzielen würde, der den von Vivaldis Vier Jahreszeiten noch übertrifft, daran hätte wohl keiner geglaubt. Dem Polen Henryk Górecki ist dies gelungen: 1993 mit seiner mittlerweile weltberühmten 3. Symphonie. Alles fing mit einer scheinbar unscheinbaren Aufnahme dieses Werkes an, die die Sopranistin Dawn Upshaw und die London Sinfonietta 1993 vorlegten. Binnen weniger Wochen hatte diese CD nicht nur die Spitze der klassischen Charts, sondern auch der Pop-Charts erklommen. Mehr als eine Million Exemplare wurden verkauft, das erfolgreichste Album eines zeitgenössischen Komponisten überhaupt.

Dass dieser Erfolg ausgerechnet einem Komponisten der polnischen Schule gelang, die für stählerne Klanghärten und kompromisslose Dissonanzenfreude bekannt war, überraschte damals noch mehr. Zu erklären ist dies mit Góreckis Persönlichkeit, die sich von der strengen Avantgarde der 1960er Jahre distanzierte und nach anderen, neuen wie alten Vorbildern suchte. Górecki fand sie einerseits in der liturgischen Musik des Mittelalters, die für den streng gläubigen Katholiken auch spirituell von höchster Bedeutung ist, andererseits in der Minimal Music. Aus der Kombination dieser Quellen lässt sich wohl der Welterfolg der 3. Symphonie erklären.

Die Drei Stücke in einem alten Stil, die Górecki 1963 komponierte, sind erste Vorboten jener Wende zu einer konservativen, wohlklingend-tonalen Musik. Sie zeugen von seinem damals neu erwachtem Interesse an den liturgischen Gesängen des Mittelalters, wobei der Komponist auf traditionelle Tempo- und Satzangaben verzichtete.