Trio pathétique | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Michail Glinka

Trio pathétique

Trio pathétique für Klarinette, Fagott und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 700

Satzbezeichnungen

1. Allegro moderato

2. Scherzo. Vivacissimo

3. Largo

4. Allegro con spirito

Erläuterungen

1996
Michail Glinka: Trio Pathétique

Michail Glinka, der Vater der russischen Musik, hat zwar in der Tat nur wenig Kammermusik geschrieben. Sie besteht jedoch keineswegs nur aus den von Cui erwähnten “jugendlichen Versuchen” (z. B. Bratschensonate, Serenade, Streichquartette), sondern umfaßt auch eine zweite Gruppe von reifen Werken, die während seines fast dreijährigen Italien-Aufenthaltes 1830-1833 entstanden: zwei Divertissements über Opernthemen, das Trio Pathétique und das Klaviersextett.

Im April 1830 war Glinka in Begleitung des Tenors Iwanow nach Italien aufgebrochen und hatte schon in deutschen Hotels mit dem Singen von Ensembles aus Webers Freischütz für Furore gesorgt. Diese Begeisterung für die Oper setzte sich in Italien fort, wo Glinka Mailand zum Wohnort wählte. Fast täglich besuchte er dort die Opernaufführungen in der Scala, fand Zugang zu den Mailänder Theaterzirkeln und freundete sich schließlich mit Vincenzo Bellini, dem “romantischsten” der italienischen Bel Canto-Komponisten, an. Von dem Eindruck, den Bellinis Melodik bei ihm hinterließ, zeugt im Trio Pathétique vor allem die Klarinetenkantilene des langsamen Satzes. Ansonsten geht das d-Moll-Trio in der eigenwilligen Besetzung mit Klarinette, Fagott (bzw. Violoncello) und Klavier noch weit über das Pathos der italienischen Oper hinaus. Die Bläser des Scala-Orchesters, die im Herbst 1833 gemeinsam mit dem Komponisten am Klavier die Uraufführung spielten, sollen ausgerufen haben: “ma questo e disperazione!” (Welch eine Verzweiflung!).

Der Grund für diese Düsternis lag in einem körperlichen und seelischen Zusammenbruch, den Glinka 1832 in Italien erlitten hatte. Das Trio ist als eine Art Selbsttherapie zu verstehen. Es ist in klassischer Viersätzigkeit angelegt, allerdings in sehr knappen Proportionen. Das Allegro in Sonatenform, das Vivacissimo-Scherzo mit Trio und das Largo gehen praktisch ineinander über, während das Finale deren Themen zusammenfaßt und zu einem majestätischen Ausklang führt.