Quintett für Flöte und Streichquartett, „Impresiones de la Puna“
Werkverzeichnisnummer: 684
1. Quena. Lento
2. Canción. Moderato
3. Danza. Animado
GINASTERA, ALBERTO, geb. 1916 in Buenos Aires, argentinischer Komponist, „eindrucksvoller Interpret der nationalen Kultur und des Nationalcharakters von Argentinien“ (G. Chase). Schon mit 12 Klavierstudent, mit 14 erste Werke, stieg in führende musikalische Positionen seiner Heimatstadt auf, lebt aber seit 1968 in den USA und in Genf. Opernkomponist mit einer Vorliebe für Themen wie Inzest und sexuelle Gewalt. (Die Erstaufführung seiner Oper „Bomarzo“ wurde in Buenos Aires aus moralischen Gründen verboten, ein deutscher Kritiker nannte das Werk „Porno in Belcanto“.) Verarbeitete die Volkslieder der Anden und Pampas seiner Heimat zunächst – nach eigener Aussage – in „objektiver“, später in „subjektiver“ Form.
Impresiones de la Puna , Eindrücke aus der Puna, nannte der argentinische Komponist Alberto Ginastera sein Quintett für Flöte und Streichquartett. Das 1934 komponierte Stück gehört in seine erste Schaffensphase, die Ginastera selbst als „objektiven Nationalismus“ bezeichnete. Damit meinte er die Übernahme argentinischer Folklore ohne subjektive Verfremdung, in einem schlichten melodischen Stil, wie ihn auch das Quintett zeigt. Es schildert Impressionen aus der Puna, einer Hochebene in den Anden. Durch südamerikanische Straßenmusikanten, jedenfalls aber durch den unvermeidlichen „Condor pasa“ dürften den meisten Zuhörern die leicht süßlichen Flötentöne dieser Region vertraut sein. Sie waren offenbar Ginasteras Vorbild, der dem ersten Satz den Namen einer indianischen Flöte „Quena“ gab. Umrahmt von einer traurigen „Volksweise“ der Streicher erhält der Flötist in der Mitte eine improvisatorisch wirkende Kadenz. Auch die beiden anderen Sätze sind dreiteilig angelegt. Der zweite, ein Lied, enthält einen schnelleren Mittelteil. Der „Danza“ des Finales ist ein indianischer Tanz mit vertrauten Folklorewendungen über dem Pizzicato der Streicher. Das „Triste“ des Mittelteils lenkt noch einmal vorübergehend zur Stimmung der ersten beiden Sätze zurück; ansonsten brilliert der Flötist in virtuosen Passagen.