Sonata pian’ e forte, aus Sacrae Symphoniae, Venedig 1597
Werkverzeichnisnummer: 668
GIOVANNI GABRIELI schrieb seine zahlreichen Kanzonen und Sonaten für die Liturgie in der Markuskirche in Venedig. Da letztere keine Domkirche, sondern die Kirche des Dogen war, waren Hochämter und Vespern an S. Marco keine bloßen Gottesdienste; sie waren staatliche Repräsentationsveranstaltungen. Daraus erklärt sich die ostentative Klangpracht, die sie entfalteten. Mit bis zu zwölf Posaunen, einer eigenen Trompetergruppe, Streichern und diversen Vokalchören wurden die Auftritte des Rates in der Kirche zelebriert. Gabrielis Sonaten sind ausschließlich zu diesem sakralen Zweck, nicht etwa zu weltlicher Unterhaltung entstanden. Deshalb hat er sie Sacrae symphoniae genannt.
Diese Symphoniae entlocken dem Bläserensemble eine Klangfülle, die bis heute unerreicht ist. Dies hängt mit der Tradition der Vokalpolyphonie einerseits, der venezianischen Mehrchörigkeit andererseits zusammen. Gabrieli führte diese beiden Prinzipien zu solcher Vollendung, daß er am Ende des 16. Jahrhunderts als die kompositorische Autorität in Venedig schlechthin galt. Man ging bei ihm in die Lehre, um für Vokal- wie Instrumentalmusik gleichermaßen gerüstet zu sein. Dazu gehörte auch das traditionelle Komponieren mit den Kirchentönen, wie z. B. dem sog. 7. Ton (Mixolydisch) in der Canzona unseres Programms.