Hommage à l'ami Papageno | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Jean Françaix

Hommage à l'ami Papageno

Hommage à l’Ami Papageno. Fantaisie sur les Thèmes favoris de „La Flûte Enchantée“ de W. A. Mozart pour piano et instruments à vents

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 646

Satzbezeichnungen

Introduction – Variations

Erläuterungen

„Die Tatsache, daß ich in Le Mans, der Stadt des 24-Stunden-Rennens, geboren wurde, dürfte den übersättigten Leser wohl kaum interessieren – allerhöchstens, daß Le Mans von einer prächtigen Kathedrale überragt wird, die mir als Anregung zu einem ‚fantastischen‘ Oratorium, der Apocalypse selon St. Jean, gedient hat. Mein Vater besaß die Ausgeglichenheit und den Eigensinn der Menschen im Norden Frankreichs. Meine Mutter hingegen hatte, obgleich in Le Mans geboren, ein feuriges Temperament und entstammte einer lothringischen Familie. Wie sich das gehört, habe ich von beiden etwas mitbekommen: Das Feuer wirft den Schein auf mein ansonsten ruhiges Gemüt. Mein einziger ‚Leistungsnachweis‘ ist ein erster Preis bei einem Klavierwettbewerb am Pariser Konservatorium – was ja nicht gerade viel ist. Verschiedene Orden zieren meine Brust, doch ist auch dies in Frankreich nichts Außergewöhnliches. Meine Lehrerin, Nadia Boulanger, hat sich stets vergeblich bemüht, mir Harmonie und Kontrapunkt oder gar das Schreiben von Fugen beizubringen. Um aber ihren Ruf zu wahren, pflegte sie zu sagen, ich würde dies alles instinktiv beherrschen. Doch will ich ehrlich sein: Beim Komponieren sind die schönen Theorien das allerletzte, woran ich denke. In erster Linie sind es nicht die ‚gedanklichen Autobahnen‘, denen mein Interesse gilt, sondern die ‚Waldwege‘. Den Freunden gerader Linien aber sei gesagt: Obgleich ich wohl in der Lage bin, meine Werke vorzutragen und zu dirigieren, bin ich doch seit meiner frühesten Jugend vom Komponieren wie besessen. Ein leeres Blatt, auf dem allmählich das Werk entsteht – welch ein Sinnenrausch! Seinem persönli- chen Gefängnis entfliehen zu können – welch Privileg! Und dies ganz ohne Risiko: Denn sollte sich die Botschaft einmal als wertlos erweisen, so werde ich nicht mehr auf dieser Welt sein. Gott wird mich trösten – wenn er gewillt ist, mich zu sich zu nehmen …“
Ob sich die Botschaft seiner Mozart-Paraphrase Hommage à l’ami Papageno als wertlos erweist, muß der Hörer selbst entscheiden. Den 1997 verstorbenen Jean Françaix dürfte das Urteil in seinem himmlischen Dialog mit Mozart kaum mehr stören. Françaix wurde schon in jungen Jahren Hauskomponist des Musikverlags Schott in Mainz und hat auch seine bekanntesten und beliebtesten Bläserwerke für Musiker aus Rheinland-Pfalz komponiert, denn ihn verband eine lebenslange Freundschaft mit dem Mainzer Bläserensemble von Klaus-Rainer Schöll. Im Laufe vieler Jahre hat er diesem rund 20 Werke „auf den Klangkörper“ geschrieben, wobei allein drei Kompositionen von Mozart inspiriert wurden: Mozart new look für Kontrabaß und Bläserensemble, die Elegie auf den 200. Todestag Mozarts und Hommage à l’ami Papageno.
Letztere schrieb der Komponist, der auch ein begnadeter Pianist war, für sich selbst und die befreundeten Bläser, wobei die Besetzung mit zwei Flöten als Oberstimmen sowie reichen Mittel- und Unterstimmen (Englischhorn, Baßklarinette, Kontrafagott) für den Klang des Mainzer Bläserensembles typisch ist. Die Musik der Papageno-Paraphrase bedarf keines weiteren Kommentars.