Brandenburgisches Konzert Nr.3 G-Dur, BWV 1048 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Johann Sebastian Bach

Brandenburgisches Konzert Nr.3 G-Dur, BWV 1048

Brandenburgisches Konzert Nr.3 G-Dur, BWV 1048

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 59

Satzbezeichnungen

1. Allegro – Adagio

2. Allegro

Erläuterungen

2005
CONCERTO III

Zwei Concerti des Zyklus bleiben den Streichern vorbehalten: Nr. III und VI. Während im 6. Konzert zwei Streicherpaare in Altlage konzertieren – Bratschen und Gamben , sind es im 3. drei Gruppen zu je drei Instrumenten in Diskant, Alt- und Basslage: Geigen, Bratschen und Celli. Auch sonst wird das dritte Konzert völlig von der Dreizahl beherrscht (Numerus est Omen!): Das Hauptthema des Kopfsatzes beruht auf dem gebrochenen G-Dur-Dreiklang, von Dreitonmotiven umspielt. Alle Motive werden dreimal wiederholt, zumal im dreichörigen Dialog der Streichergruppen. Damit nicht genug führte Bach im bewegten Verlauf des Kopfsatzes ein weiteres Thema als Kontrasubjekt ein, das nichts anderes als ein gebrochener Dreiklang ist. Die breiten Durflächen des Satzes werden von sich auftürmenden Moll-Modulationen unterbrochen, die sich in absteigenden chromatischen Läufen und scharfen Dissonanzen gleichsam entladen. Ausgerechnet dieses von der Dreizahl dominierte Konzert hat nur zwei Sätze: Nach dem Kopfsatz leiten lediglich zwei schlichte Adagio-Akkorde zum Finale über. Dieses Allegro im 12/8-Takt ist ein einziger Rausch aus Sechzehntelläufen und Achteldreiklängen, in denen Bach ein Thema aus seiner Orgelpastorale BWV 590 in pure streicherische Virtuosität verwandelte.

2007

In einer langgestreckten barocken Galerie, verziert mit grünem Brokat und einer reichen Sammlung an niederländischen und italienischen Gemälden, führte Bach im Fürstenschloss zu Anhalt-Köthen seine „Brandenburgischen Konzerte“ zum ersten Mal in der Fassung auf, in der wir sie kennen. Dies geschah um 1720, bevor Bach diese Fassung in einer demonstrativ schön geschriebenen Partitur dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg 1721 nach Berlin sandte. Während man früher glaubte, dass er dies aus eigenem Antrieb tat, möglicherweise sogar als versteckte Bewerbung um einen Posten am preußischen Hof, weiß man heute, dass sein Fürst in dieser Angelegenheit durchaus ein Wörtchen mitsprach. In den rigorosen Machtkämpfen, die sich Leopold von Anhalt-Köthen mit seiner Mutter und seinem Bruder lieferte, war er auf Unterstützung aus Berlin angewiesen. Dabei kamen ihm die sechs großen Concerti seines Hofkapellmeisters Bach gerade recht, um auf dem Umweg über ein kulturelleres Geschenk einflussreiche Personen in Berlin für sich einzunehmen.

Zuhause in Köthen war Leopolds Position auch dadurch geschwächt, dass er kränkelte. Nur so lässt sich erklären, dass am Ende jener grünen Galerie im Köthener Schloss das Prunkbett des Fürsten stand – eine eher ungewöhnliche Kombination von Schlafgemach und Festsaal. Fürst Leopold musste wohl häufig genug vom Bett aus den Künsten seiner virtuosen Streicher und Bläser unter Bachs Leitung lauschen.

Im Falle des 3. Brandenburgischen Konzerts waren es exakt neun Streicher sowie Bach am Cembalo und ein neben ihm stehender Kontrabassist, die ihn mit einem musikalischen Wettstreit erfreuten. Angesichts dieses Wechselspiels von je drei Geigen, Bratschen und Celli durfte der antikisch gebildete Fürst an die neun Musen denken, was ihm als barockem Musenfürsten, als neuem Apoll natürlich schmeicheln musste. Tatsächlich handelt es sich um einen Wettstreit, den die drei Instrumentengruppen im ersten Satz mit einigem Eifer und ziemlicher Hartnäckigkeit austragen, bis sich auf dem Höhepunkt der Spannung der Knoten löst und das Anfangsthema wiederkommt. Der anapästische Rhythmus und die ständig wiederholten Wechselnoten dieses Themas, das sich die Streicher unablässig zuwerfen, wurden für spätere Generationen zum Inbegriff von Barockmusik. Statt eines langsamen Satzes schrieb Bach in diesem Konzert nur zwei Akkorde, die den Sturmwind des Finales sanft vorbereiten – „Wasserstille und glückliche Fahrt“, nicht gerade auf dem Amazonas, aber immerhin auf den kleinen Flüsschen im Anhaltischen.