Konzert für Cembalo (Klavier), Flöte, Klarinette, Violine und Violoncello
Werkverzeichnisnummer: 621
1. Allegro
2. Lento (giubiloso ed energico)
3. Vivace (flessibile, scherzando)
Das Concerto für Cembalo und fünf Instrumente schrieb Manuel de Falla zwischen 1923 und 1926 als Beitrag zum gesamteuropäischen Neoklassizismus der 20er Jahre. Es war nicht nur eines der ersten modernen Werke für Cembalo überhaupt, sondern greift auch thematisch auf “Alte Musik” zurück. Das Thema des ersten Satzes ist dem Renaissance-Madrigal “De los alamos vengo, madre” entnommen (sein Anfang erinnert aber auch an Georges Bizets Carmen-Habanéra!). Zum Mittelsatz wurde de Falla, wie Boccherini in Madrid, durch Prozessionen vor seiner Haustüre angeregt: er zitiert das “Tantum ergo” der Karfreitagsprozession in Granada. Das Finale basiert auf einem Thema des berühmten italienischen Cembalomeisters Domenico Scarlatti. Mit der Widmung an die berühmteste Cembalistin seiner Zeit, W. Landowska, hatte de Falla allerdings wenig Erfolg – das Stück war ihr zu modern. So spielte der Komponist selbst die Uraufführung, und zwar zuerst auf dem Cembalo, dann gleich noch einmal in der Fassung für Klavier.
2000
Cembalokonzert
Manuel de Falla war sozusagen ein Experte fürs Nächtliche. Sein sinfonisches Hauptwerk, die Nächte in spanischen Gärten für Klavier und Orchester, und seine großen Bühnenwerke wie die Oper La vida breve (das kurze Leben) und das Ballett El sombrero de tres picos (Der Dreispitz) enthalten herrlich instrumentierte spanische Nachtszenen. Unter seinen Liedern finden sich diverse Seguidillas und Wiegenlieder, Gesänge zur Nacht über spanische Volksmelodien, und ein Werk wie die barockisierende Kantate Psyché imitiert ausdrücklich eine Serenade des Rokoko.
Sein Konzert für Cembalo und fünf Instrumente ist diesen Nachtmusiken zwar nicht im Sinne eines “Programms”, wohl aber im Klang und in der Atmosphäre verwandt. Wie bei der Kantate handelt es sich um eine Musica da camera im Sinne des 18. Jahrhunderts, dem sich de Falla in den 20-er Jahren forschend und komponierend zuwandte.
In den ersten beiden Jahrzehnten des Jahrhunderts hatte er versucht, eine spanische “Nationalmusik” aus dem Geist, nicht dem Buchstaben der spanischen Folklore zu entwickeln. Während seines achtjährigen Aufenthalts in Paris 1907-1915 erweiterte er diesen Stil unter dem Einfluss der franzöischen Impressionisten zu einem “universellen Nationalismus” (Enrique Franco), den er nach der Rückkehr in die Heimat in den erwähnten großen Werken auf eindrucksvolle Weise in die Tat umsetzte.
Mit der Kammeroper El retablo nach einer Szene aus Don Quixotte von Cervantes nahm sein Stil eine Wendung hin zum Neobarock der 20-er Jahre und zu reduzierten Besetzungen. In dem Dreipersonenstück verwendete de Falla zum ersten Mal das Cembalo, das dank Wanda Landowska in dieser Zeit seine erste Renaissance erlebte. Im Anschluss an die Oper entstand in den Jahren 1923-26 das Cembalokonzert. “In diesem Werk wird das Cembalo von gerade mal fünf Instrumenten begleitet, jedes von ihnen als Soloinstrument behandelt, obwohl das Cembalo den bedeutendsten Part übernimmt und mit den anderen Instrumenten in lebhaftem Dialog konzertiert. Die drei Sätze des Konzerts spielen auf die volkstümliche, die religiöse und die höfische Musik des alten Spanien an, indem sie jeweils an ein konkretes Vorbild anknüpfen: das Renaissance-Madrigal ‘De los álamos vengo, madre’ im ersten Satz, ein Tantum ergo im Kirchenstil im zweiten und eine Scarlatti-Sonate im dritten. Mit dem Vorbild variiert auch die angewandte Technik. Sie ist harmonisch bestimmt im ersten Satz, kontrapunktisch im zweiten und eine Kombination aus beiden im Finale. Stilistisch hat de Falla hier sozusagen ein eigenes System kreiert: die natürliche Resonanz der Instrumente wird in eine Art ‘tonale Reihe’ umgesetzt, die mit großer Strenge beachtet wird, obwohl der Effekt frisch und spontan ist.” (Enrique Franco)