Brandenburgisches Konzert Nr.2 F-Dur, BWV 1047
Werkverzeichnisnummer: 58
1. Allegro
2. Andante
3. Allegro assai
2005
CONCERTO II
Am 2. Konzert kann man ablesen, wie sehr Bach mit den Usancen höfischen Musikerdienstes vertraut war: Blockflöte, Oboe und Geige gehörten zum Instrumentarium der Cammermusici eines Serenissimus. Im Mittelsatz des Konzerts bleiben sie unter sich und bilden mit dem Basso continuo ein klassisches Quadro, einen intimen Quartettsatz, wie man ihn um 1720 allenthalben hören konnte. In den Ecksätzen aber gesellt sich neben dem Streichertutti ein Musiker hinzu, der in der höfischen Hierarchie an ganz anderer Stelle angesiedelt war: ein Trompeter. Zur Militärmusik gehörig und in der Regel mit Pauken auftretend, waren die Hoftrompeter robuste Gesellen, die vor ihrem “Freisprechen” an mindestens einem Feldzug teilgenommen haben mussten. In Bachs Concerto lässt die Trompete an ihrer Herkunft keinen Zweifel aufkommen: sie mischt sich ins einleitende Tutti gleich mit einer Militärfanfare ein.
Nur ausnahmsweise wurden Hoftrompeter dazu abkommandiert, der delikaten Tafelmusik des Fürsten beizuwohnen und mit den Cammermusici zu konzertieren. Aus einer solchen Situation muss Bach den Einfall zu diesem Konzert gewonnen haben: In ein Concerto da camera für Flöte, Oboe, Geige und Streicher mischt sich die Trompete ein und drückt dem Konzert ihren Stempel auf. Die beiden Ecksätze tragen ausgesprochen martialische Züge. Sie scheinen von den Heldentaten barocker Fürsten zu künden. Wie die Fama mit der Trompete in der Hand im Giebelfeld des Engerser Schlosses zum Ruhme des Kurfürsten aufspielt, so ergehen sich die Instrumente hier im lauten Jubel aus lauter Fanfarenmotiven.
Bach wäre nicht er selbst, wenn er diesem kraftstrotzenden Militärklang, der das Tutti des ersten Satzes prägt, nicht ein weicheres Thema der Solisten gegenüberstellte, das noch dazu fugiert durch die Stimmen wandert. Flächiges Laufwerk in langen Sequenzen ist die Folge, das sich mit dem martialischen Rhythmus des Hauptthemas immer wieder zu großen Steigerungen verbindet.
Der Mittelsatz bleibt wie gesagt dem Quartett der Cammermusici überlassen, ein Klagegesang über einem unausgesetzt “gehenden” Bass. Der ausgesperrte Trompeter macht sich wieder im Finale bemerkbar: Er schmettert ein jubilierendes Fugenthema in die Runde, das die anderen drei Solisten aufgreifen und nach allen Regeln der Kunst durchführen, während die Tuttistreicher hier lediglich als Klangfüllung fungieren.