Klaviertrio g-Moll, op. 26 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonin Dvorák

Klaviertrio g-Moll, op. 26

Trio g-Moll für Violine und Violoncello und Klavier, op. 26

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 605

Satzbezeichnungen

1. Allegro moderato

2. Largo

3. Scherzo. Presto – Trio

4. Finale. Allegro non tanto

Erläuterungen

2004
ANTONIN DVORAK
Klaviertrio g-Moll, op. 26

Von Antonin Dvoraks vier Klaviertrios gehören nur die letzten beiden, das große f-Moll- und das Dumky-Trio, zum Standard-Repertoire. Die beiden frühen Trios in B und g, Opera 21 und 26, sind selten zu hören. Sie stammen aus jener Periode stilistischen Wandels, in der Dvoraks Konsolidierung unter dem Einfluss von Brahms noch nicht abgeschlossen, seine Neigungen zur Liszt-Wagnerschen Seite noch nicht gänzlich vergessen waren. Dies verleiht den Werken jener Jahre um 1875 – neben den beiden Ttrios waren es das Klavierkonzert, die 4. Sinfonie und das Stabat mater – einen eigenwilligen Zug ins Ausufernd-Romantische. Im g-Moll-Trio von 1876 offenbart dies besonders der Kopfsatz, der mit seinen 12 Minuten Länge und dem gleichsam vagierenden Hauptthema den Grundton des Werkes bestimmt.

Wie so oft in jener Zeit fasste Dvorak den Beginn nicht thematisch konzis zusammen, sondern entwarf ein Thema, das sich erst allmählich entfaltet. Aus einem lakonischen Zweitonmotiv mit Doppelgriffen der Streicher – nicht unähnlich dem Beginn des 1875 erschienenen 3. Klavierquartetts von Brahms – entwickelt sich eine rhapsodische Melodie in melancholisch-absteigendem Duktus. Rhythmischer Fluss wird erst erreicht, als das Thema in gebrochene Dreiklänge gehüllt und ornamental umspielt wird; doch die Doppelgriffe kehren wieder und mit ihr der stockende Duktus des Themas. Auch das Seitenthema wächst quasi aus seiner eigenen Einleitung heraus. Es ist ein typischer Dvorak: ein simples Motiv in griffiger Tanzrhythmik über absteigenden Bässen, das sich zu schwärmerischem Tonfall aufschwingt. Der weitere Satzverlauf erweckt den Eindruck einer permanenten Metamorphose der beiden Themen und ihrer Kernmotive, wobei das Hauptthema in der Durchführung durchaus dramatisch gesteigert wird.

Die einleitende Cellomelodie des Largo ist zugleich sein einziges Thema. Wie im ersten Satz wurde Dvorak nicht müde, das Kopfmotiv immer wieder zu bearbeiten, klanglich wie harmonisch neu zu deuten – bis hin zu einer düsteren es-Moll-Episode, die den Höhepunkt des Satzes bildet. Am Ende lichtet sich gleichsam das Thema und wird in wunderschöne, ätherische Klänge aufgelöst.

Auf die Idylle folgt die wilde Jagd des dritten Satzes. Es ist eines der wenigen düster-romantischen Scherzi Dvoraks. Das gehetzte, in lauter Fünf-Takt-Gruppen verlaufende Thema mit seinem drängenden Triolenrhythmus kommt kurz vor Schluss in einer schönen Cellomelodie zur Ruhe, bevor es als wilder Kehraus davonjagt. Im Trio macht es einem ganz einfachen Volkstanz aus Dvoraks Heimat Platz.

Das Finale beginnt mit den gleichen knapp abgerissenen Akkorden wie der erste Satz. Dvoraks Wille zur thematischen Vereinheitlichung ist hier ebenso überdeutlich wie die Reminiszenz an das Finale des Klavierquartetts von Schumann. Als eigentliches Hauptthema folgt eine seltsam maliziöse g-Moll-Polka. Daraus entsteht ein „merkwürdiger, gedrückt wirkender Satz“ (Ludwig Finscher), der nur dank der Klavierkaskaden des zweiten Themas zum befreienden Durchbruch nach Dur findet.