"Slawischer Tanz", op. 46,8 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonin Dvorák

"Slawischer Tanz", op. 46,8

“Slawischer Tanz”, g-Moll, op. 46,8

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 597

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2005
ANTONIN DVORAK
Slawische Tänze

Es ist ein Paradox der tschechischen Musikgeschichte, dass ihre berühmtesten Nationaltänze, die Slawischen Tänze von Antonin Dvorak, auf die Anregung zweier Deutscher hin entstanden: Johannes Brahms und Fritz Simrock. Seit Mitte der 1870er Jahre gehörte Brahms zu den Bewunderern seines acht Jahre jüngeren tschechischen Kollegen. Zunächst bemühte er sich beim Wiener Schulministerium um ein Stipendium für Dvorak. Dann sandte er 1877 eine Empfehlung an seinen Verleger in Berlin: “Dvorak hat alles Mögliche geschrieben, Opern (böhmische), Sinfonien, Quartette, Klaviersachen. Jedenfalls ist er ein sehr talentvoller Mensch. Nebenbei arm! Und bitte ich, das zu bedenken!”

Simrock überlas den letzten Satz geflissentlich und bezahlte Dvorak weder für die Klänge aus Mähren, die er zuerst ins Verlagsprogramm aufnahm, noch für die von ihm bestellten Slawischen Tänze für Klavier zu vier Händen ein Honorar. Erst für die Orchesterfassung der letzteren, die wesentlich zum Erfolg des Opus 46 beitrug, erhielt Dvorak von Simrock 300 Mark, sein erstes Komponistenhonorar überhaupt, das er seinen Prager Freunden stolz vorzeigte.

Es spricht für den Geschäftssinn Simrocks, dass er in dem Böhmen Dvorak den rechten Mann für ein Genre erkannte, das in Europa damals die musikalischen Gemüter allenthalben bewegte: nationale Tänze aus Osteuropa. Im Verlagsprogramm von Simrock hatte zuerst Brahms mit seinen Ungarischen Tänzen diesem Faible für die Urwüchsigkeit der östlichen Völker Europas Vorschub geleistet. Dvorak konnte diesen Erfolg nun mit seinen Slawischen Tänzen umso authentischer wiederholen, als er ja hier gewissermaßen in seiner “Muttersprache” komponierte. Während er in der ersten Serie, dem Opus 46 von 1878, ausschließlich Tanzformen aus seiner böhmischen Heimat verwendete, erweiterte er die zweite Serie Opus 72 zu veritablen “Slawischen Tänzen”. Die Tanzformen stammen aus der Slowakei, Polen, der Ukraine, Serbien und Tschechien, umschreiben also ein panslawisches Panorama. “Die slawischen Tänze amüsieren mich sehr und ich glaube – diese werden ganz anders” schrieb er im Juni 1886 während der Arbeit an der zweiten Serie an Simrock.

2004
ANTONIN DVORAK
Slawischer Tanz

1877 sandte Johannes Brahms aus Wien eine Empfehlung an seinen Verleger Fritz Simrock in Berlin. Sie betraf den noch jungen, “unentdeckten” Tschechen Antonin Dvorak: “Dvorak hat alles Mögliche geschrieben, Opern (böhmische), Sinfonien, Quartette, Klaviersachen. Jedenfalls ist er ein sehr talentvoller Mensch. Nebenbei arm! Und bitte ich, das zu bedenken!”

Simrock griff die Empfehlung auf, überlas aber geflissentlich den letzten Satz und bezahlte Dvorak weder für die Klänge aus Mähren, die er zuerst ins Verlagsprogramm aufnahm, noch für die von ihm bestellten Slawischen Tänze für Klavier zu vier Händen ein Honorar. Erst für die Orchesterfassung der letzteren, die wesentlich zum Erfolg des Opus 46 beitrug, erhielt Dvorak von Simrock 300 Mark, sein erstes Komponistenhonorar, das er seinen Prager Freunden stolz vorzeigte.

Es spricht für den Geschäftssinn Simrocks, dass er in dem Böhmen Dvorak den rechten Mann für ein Genre erkannte, das in Europa damals die musikalischen Gemüter allenthalben bewegte: nationale Tänze aus Osteuropa. Im Verlagsprogramm von Simrock hatte zuerst Brahms mit seinen Ungarischen Tänzen diesem Faible für die Urwüchsigkeit der östlichen Völker Vorschub geleistet. Dvorak konnte diesen Erfolg nun mit seinen Slawischen Tänzen umso authentischer wiederholen, als er ja hier gewissermaßen in seiner “Muttersprache” komponierte. Deshalb hatte er es auch nicht nötig, wie Brahms auf scheinbar originale Volkstänze aus mehr oder weniger verlässlichen Quellen zurückzugreifen. Er schrieb sich die Melodien zu seinen “Slawischen” kurzerhand selbst.