Oktett für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte und zwei Hörner (1991)
Werkverzeichnisnummer: 543
1. Tranquillo
2. Agitato
Der in Sibirien geborene Edison Denissow zählt zu den international bekanntesten russischen Komponisten der Gegenwart. Entdeckt wurde er von Dmitri Schostakowitsch, der dem diplomierten Mathematiker aus Tomsk den Weg zu einer Komponistenausbildung und – laufbahn ebnete. Durch die Individualität seines Stils und die offensichtliche Anlehnung an westliche Vorbilder, insbesondere die Zwölftonmusik der Wiener Schule und die französische Literatur, wurde Denissow in der Sowjetunion diffamiert. Heute sind seine Werke auch international weit verbreitet. Auf die Frage, ob der Mathematiker in ihm seine Musik beeinflußt habe, antwortete Denissow einmal, auch an der Mathematik interessiere ihn vor allem der philosophische Aspekt. “Gemeint ist die Schönheit des Gedankens, wie sie von Mathematikern verstanden wird, oder wie sie von Bach und Webern verstanden wurde.”
Sein Bläseroktett komponierte Denissow 1991 im Auftrag des Schleswig Holstein-Musikfestivals, wo es am 19. Juli 1991 durch das Bläserensemble Sabine Meyer uraufgeführt, dem es auch gewidmet ist. Typisch für Denissow ist die zweisätzige Anlage, die zwei diametral entgegengesetzte Ausdruckscharaktere einander gegenüberstellt: Tranquillo (ruhig) und Agitato (aufgeregt). Der erste Satz besteht aus fließenden Klangteppichen, in denen sich das Legato der Bläser vielfältig überlagert, der zweite Satz betont dagegen das rhythmische Element.