Sonate für Flöte, Viola und Harfe
Werkverzeichnisnummer: 534
1. Pastorale. Lento, dolce rubato
2. Interlude. Tempo di Minuetto
3. Finale. Allegro moderato, ma risoluto
Am Ende seines Lebens,1915, begann Debussy, einen Zyklus von Six sonates pour divers instruments zu schreiben, von denen er nur die ersten drei – Cellosonate, Violinsonate und Sonate für Flöte, Viola und Harfe – vollenden konnte. Auf ihrem Titelblatt nannte er sich selbstbewußt: Claude Debussy. Musicien francais. Dieser Titel verlieh dem Selbstverständnis des Komponisten in zweifacher Hinsicht Ausdruck: zum einen politisch im Sinne eines guten Patrioten, der die „Austro-Boches“ im I. Weltkrieg „auf dem letzten Loch pfeifen“ sehen wollte, zum anderen musikalisch im Sinne eines bewußt französisch empfindenden Musikers. „Nichts kann entschuldigen, daß wir die Tradition der Werke eines Rameau vergessen haben, die in der Fülle ihrer genialen Einfälle fast einzigartig ist“. In der Sonate für Flöte, Viola und Harfe wird dieser Bezug zur Musik des französischen Barock besonders deutlich. Der erste Satz ist eine Pastorale im Stil eines Prélude non mésuré, der zweite ein stilisiertes Menuett mit typischen barocken Rhythmen und das Finale ein schneller Tanzsatz. Die arabesken Läufe und Verzierungen in den drei Instrumenten zeigen andererseits, daß auch dieses Stück den Naturmythen der Syrinx verpflichtet ist.
An diese mythische Atmosphäre knüpfte Debussy an, als er zwei Jahre später die Sonate für Flöte, Viola und Harfe schrieb. Sie war Teil eines Zyklus von Six sonates pour divers instruments, den der Komponist 1915, mitten im I. Weltkrieg, begann, um sich von seinen durch Krankheit und Krieg ausgelösten Depressionen zu befreien. Auf den Titelblättern der letztlich vollendeten drei Sonaten nannte er sich selbstbewußt: Claude Debussy. Musicien francais. Dieser Titel verlieh seinem Selbstverständnis im Sinne eines bewußt französisch empfindenden Musikers Ausdruck. „Nichts kann entschuldigen, daß wir die Tradition der Werke eines Rameau vergessen haben, die in der Fülle ihrer genialen Einfälle fast einzigartig ist“, schrieb Debussy während der Komposition an den Sonaten.
In der Sonate für Flöte, Viola und Harfe wird dieser Bezug zur verlorenen Welt des 18. Jahrhunderts besonders deutlich. Der erste Satz ist eine Pastorale im Stil eines Prélude non mésuré, wie sie die französischen Cembalisten der Rameau-Zeit als Auftakt für ihre Suiten benutzten. Der zweite Satz spielt mit den Rhythmen eines Menuetts, während das Finale eher spanisch-mediterrane Einflüsse erkennen läßt. Die arabesken Läufe und Verzierungen, aus denen sich die Melodik aufbaut, das wie zufällig wirkende Zusammenspiel der Instrumente voller agogischer Freiheiten, vor allem aber der zauberhafte Klang verleihen dieser Sonate einen Ausnahmerang im Kammermusik- Repertoire, aber auch in Debussys eigenem Schaffen. Französische Debussy-Kenner nannten diese Sonate sein bestes Werk!
2003
CLAUDE DEBUSSY
Sonate für Flöte, Viola und Harfe
1915, drei Jahre vor seinem Tod, begann Debussy einen Zyklus von Six sonates pour divers instruments, die er in bewusster Anlehnung an die französische Sonatenkunst des Barock konzipierte. Von den geplanten sechs Sonaten konnte er nur noch drei vollenden: die Cellosonate, die Violinsonate und die Sonate für Flöte, Viola und Harfe. Auf dem Titelblatt der drei Sonaten, die der Verleger Durand publizierte, nannte sich der Komponist selbstbewusst: Claude Debussy. Musicien français. Dieser Titel verlieh dem Selbstverständnis des Komponisten in zweifacher Hinsicht Ausdruck: zum einen politisch im Sinne eines guten Patrioten, der die „Austro-Boches“ im Ersten Weltkrieg „auf dem letzten Loch pfeifen“ sehen wollte, zum anderen musikalisch im Sinne eines bewusst französisch empfindenden Musikers. „Nichts kann entschuldigen, dass wir die Tradition der Werke eines Rameau vergessen haben, die in der Fülle ihrer genialen Einfälle fast einzigartig ist,“ schrieb Debussy während der Komposition an den Sonaten in Erinnerung an die große französische Musik des 18. Jahrhunderts.
In der Sonate für Flöte, Viola und Harfe wird dieser Bezug zur verlorenen Welt des Barock und Rokoko schon an den Satztiteln deutlich. Der erste Satz ist eine Pastorale, also ein Naturstück, im Stil eines Prélude non mésuré. Mit solchen freien Präludien ohne Takteinteilung eröffneten die französischen Cembalisten des Barock ihre Suiten. Der Duktus des Satzes ist entsprechend improvisatorisch. Ruhige, solistische Phrasen der einzelnen Instrumente werden von Arabesken kontrapunktiert. Erst allmählich entsteht ein breiterer melodischer Fluss. Der Klang bleibt stets transparent, fast spärlich.
Den zweiten Satz hat Debussy „Zwischenspiel im Tempo eines Menuetts“ genannt und damit den beliebtesten französischen Hoftanz des Ancien régime aufgegriffen, freilich in moderner Transformation. Über einem Bordun der Bratsche spielt die Flöte ein elegisches Thema, das die Harfe in Form eines ständig wiederkehrenden Bassmotivs aufgreift. Der Dialog zwischen den drei Instrumenten nimmt spielerische Züge an. Mal verdichtet er sich zur großen Kantilene, mal wird er zum Naturklang mit flirrenden Harfenarpeggi und hohen Flöte-Bratschenklängen, mal streift er die Figurationen barocker Spielmusik. Der ganze Satz ist eine Caprice, hinter deren scheinbar spontaner Fassade sich strenge Konstruktion verbirgt.
Das Finale verrät am deutlichsten spanisch-mediterrane Einflüsse. Über einem gitarrenhaften Klang der Harfe wechseln Flöte und Viola einander mit wilden Arpeggi ab. Die größere Klangdichte und rhythmische Intensität bringt gegenüber den beiden ersten Sätzen eine finalartige Steigerung.
Die arabesken Läufe und Verzierungen, aus denen sich die Melodik aufbaut, das wie zufällig wirkende Zusammenspiel der Instrumente mit seinen agogischen Freiheiten, vor allem aber der bezaubernde Klang verleihen der Sonate einen Ausnahmerang im Kammermusik-Repertoire wie in Debussys eigenem Schaffen. Ein französischer Debussy-Kenner nannte sie sein bestes Werk!
2004
CLAUDE DEBUSSY
Sonate für Flöte, Viola und Harfe
In der Ruhe la Boétie, einer Seitenstraße der Champs-Elysées, zeugt in unverändertem Zustand seit 1907 die Salle Gaveau vom Geist der Jahrhundertwende. Als Kammermusiksaal für 1000 Zuhörer erbaut, besticht sie nicht nur durch eine glasklare Akustik, sondern auch durch ihr Dekor – ein kleines Wunderwerk an unverfälschter Jugendstil-Atmosphäre. Hier erlebten die drei späten Sonaten von Claude Debussy ihre ersten öffentlichen Aufführungen.
1915, drei Jahre vor seinem Tod, begann Debussy einen Zyklus von Six sonates pour divers instruments, die er in bewusster Anlehnung an die französische Sonatenkunst des Barock konzipierte. Von den geplanten sechs Sonaten konnte er nur noch drei vollenden: die Cellosonate, die Violinsonate und die Sonate für Flöte, Viola und Harfe. Auf dem Titelblatt der drei Sonaten, die der Verleger Durand publizierte, nannte sich der Komponist selbstbewusst: Claude Debussy. Musicien français. Dieser Titel verlieh dem Selbstverständnis des Komponisten in zweifacher Hinsicht Ausdruck: zum einen politisch im Sinne eines guten Patrioten, der die „Austro-Boches“ im Ersten Weltkrieg „auf dem letzten Loch pfeifen“ sehen wollte, zum anderen musikalisch im Sinne eines bewusst französisch empfindenden Musikers. „Nichts kann entschuldigen, dass wir die Tradition der Werke eines Rameau vergessen haben, die in der Fülle ihrer genialen Einfälle fast einzigartig ist,“ schrieb Debussy während der Komposition an den Sonaten in Erinnerung an die große französische Musik des 18. Jahrhunderts.
In der Sonate für Flöte, Viola und Harfe wird dieser Bezug zur verlorenen Welt des Barock und Rokoko schon an den Satztiteln deutlich. Der erste Satz ist eine Pastorale, also ein Naturstück, im Stil eines Prélude non mésuré. Mit solchen freien Präludien ohne Takteinteilung eröffneten die französischen Cembalisten des Barock ihre Suiten. Der Duktus des Satzes ist entsprechend improvisatorisch. Ruhige, solistische Phrasen der einzelnen Instrumente werden von Arabesken kontrapunktiert. Erst allmählich entsteht ein breiterer melodischer Fluss. Der Klang bleibt stets transparent, fast spärlich.
Den zweiten Satz hat Debussy Zwischenspiel im Tempo eines Menuetts genannt und damit den beliebtesten französischen Hoftanz des Ancien régime aufgegriffen, freilich in moderner Transformation. Über einem Bordun der Bratsche spielt die Flöte ein elegisches Thema, das die Harfe in Form eines ständig wiederkehrenden Bassmotivs aufgreift. Der Dialog zwischen den drei Instrumenten nimmt spielerische Züge an. Mal verdichtet er sich zur großen Kantilene, mal wird er zum Naturklang mit flirrenden Harfenarpeggi und hohen Flöte-Bratschenklängen, mal streift er die Figurationen barocker Spielmusik. Der ganze Satz ist eine Caprice, hinter deren scheinbar spontaner Fassade sich strenge Konstruktion verbirgt. Das Finale verrät spanisch-mediterrane Einflüsse. Über einem gitarrenhaften Klanggrund der Harfe lösen Flöte und Viola einander mit wilden Arpeggi ab. Die größere Klangdichte und rhythmische Intensität bringt gegenüber den beiden ersten Sätzen eine finalartige Steigerung.
Selbst im Schaffen des Musikpoeten Debussy ist diese Sonate in ihrer stillen Poesie ein Unikum. Die arabesken Läufe und Verzierungen, aus denen die Melodien entstehen, das wie zufällig wirkende Zusammenspiel der Instrumente mit seinen agogischen Freiheiten, vor allem aber der bezaubernde Klang sind in Debussys eigenem Schaffen wie in der Kammermusik um 1900 einzigartig. Ein französischer Debussy-Kenner nannte sie sein bestes Werk!