"Eleven Echoes of Autumn" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

George Crumb

"Eleven Echoes of Autumn"

“Eleven Echoes of Autumn” für Altflöte, Klarinette, Violine und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 500

Satzbezeichnungen

1. Fantastico

2. Languidamente, quasi lontano (“spukhaft”)

3. Prestissimo (allegro possibile)

4. Con bravura

5. Cadenza I

6. Cadenza II

7.Cadenza III

8. Feroce, violento

9. Serenamente, quasi lontano (“spukhaft”)
10. Senza misura (“sanft wogend”)
1
1. Adagio (“wie ein Gebet”)

Erläuterungen

GEORGE CRUMB, in Charleston, West Virginia, geboren, vertritt in unserem Programm die experimentellen 60er Jahre. Er gewann zahlreiche Preise und Stipendien (Pulitzer Preis, Stipendien der Guggenheim und Koussevitzky Foundation u. a.) und zählt heute zu den renommiertesten Komponisten der USA, dessen neuere Werke fast sämtlich auf Schallplatte aufgenommen wurden. Dies liegt an ihrer großen Anschaulichkeit, die sich aus ihren programmatischen und theatralischen Tendenzen ergibt. “Programmusik und Symbolismus durchziehen Crumbs Musik: sein Klavierwerk Makrokosmos ist ein Tierkreiszyklus und Black Angels, für elektrisches Streichquartett ist ‘eine Art Parabel über unsere gefährdete zeitgenössische Welt’… In späteren Werken gibt es hervorstechende theatralische Elemente: inszenierte Bewegung, Vocalisen und den Gebrauch von Masken durch Instrumentalisten. Crumb hat Debussy, Mahler und Bartók als die wichtigsten Einflüsse auf seine Musik bezeichnet.” (L. A. Pearlman) Literarisch wurde Crumb vor allem von García Lorca beeinflußt, was auch die “Elf Echos des Herbstes” zeigen.
ELEVEN ECHOES OF AUTUMN wurde im Frühjahr 1966 für die Aeolian Chamber Players komponiert. Die elf Stücke, aus denen das Werk besteht, werden ohne Unterbrechung gespielt. Jedes der “Echi “ schöpft besondere Timbre-Möglichkeiten der Instrumente aus. Eco 1 (für Klavier solo) zum Beispiel beruht fast völlig auf dem 5. Oberton, Eco 2 auf Violinflageolett in Verbindung mit den 7. Obertönen des Klaviers (erzeugt durch einen harten Gummi, den man über die betreffende Saite zieht). Eine zarte Aura mitschwingender Vibrationen wird in Echi 3 und 4 erreicht, indem Altflöte und Klarinette in die Klaviersaiten hineinspielen. Am Ende des Werkes erzielt der Geiger ein klagendes, zerbrechliches Timbre, indem er mit dem losen Bogenhaar spielt. – Das wichtigste gestalterische Element von ELEVEN ECHOES ist das “Glockenmotiv”, eine Quintolenfigur, die auf dem Ganzton beruht, zu hören zu Beginn des Werkes. Diese diatonische Figur erscheint in einer Vielfalt rhythmischer Gestalten und oft in einem hochchromatischen Kontext. Jedes der elf Stücke hat seinen eigenen Ausdruckscharakter, gelegentlich überlagert durch quasi-obligate Musik kontrastierenden Charakters, z. B. durch die Windmusik von Flöte und Klarinette in Eco 2 oder den mandolinenhaften Fernklang der Violine in Eco 3. Die größere Ausdruckskurve des Werkes ist bogenförmig: eine allmähliche Zunahme der Intensität bis zu einem Höhepunkt (Eco 8), gefolgt von einem schrittweisen Zusammenbruch. – Obwohl ELEVEN ECHOES für den Komponisten bestimmte programmatische Implikationen hat, reicht es für den Hörer aus, die Bedeutung des Mottozitats von Federico García Lorca zu begreifen: ‘… y los arcos rotos donde sufre el tiempo’ (… und die zerbrochenen Bögen, wo die Zeit leidet”.) Diese Worte werden als Vorwort zu jeder der drei Kadenzen (Echi 5-7) sanft intoniert und das Bild der gebrochenen Bögen ist sichtbar im Notenbild der Kadenzen festgehalten.” (George Crumb)