Proses lyriques (1892/93)
Werkverzeichnisnummer:
1. De Rêve (Claude Debussy)
2. De Grève (Claude Debussy)
3. De Fleurs (Claude Debussy)
4. De Soirs (Claude Debussy)
Als Claude Debussy noch ganz jung und noch nicht der Großmeister einer ganz neuen, ausgeprägt französischen Musik war, lauschte er im Salon des Dichters Stéphane Mallarmé dessen Vorträgen über Ästhetik. Jeden Dienstagabend versammelte der Dichterfürst die Anhänger des Symbolismus in seiner Wohnung in der Rue de Rome zu Soiréen, die der Tafelrunde eines König Artus glichen. Debussy war der einzige Musiker in diesem erlauchten Kreis und ließ sich von der Sprache seines Idols alsbald auch zu eigener Lyrik inspirieren: 1892 schrieb er vier Gedichte in Prosa, die Proses lyriques, die er im selben Atemzug vertonte: „Debussy ist so von der symbolistischen Welle ergriffen, dass er sich selber als Dichter versucht,“ so hat es Heinrich Strobel in seiner Debussy-Biographie erzählt und eine schöne Analyse der vier Gedichte und ihrer musikalischen Umsetzung hinzugefügt:
„Die Proses lyriques spiegeln die Dichtung, die er um diese Zeit verehrt. De rêve ist dunkel und geheimnisvoll wie Mallarmé, sogar die Gralsritter huschen durch den nächtlichen Wald. De fleurs erinnert an Baudelaire. Und beide male ist es Wagner, der in der Musik anklingt. Aber da ist auch De grêve, die liebliche Vision der jungen Mädchen, die vom Platzregen bei der Strandpromenade überrascht werden, ein duftiges, galantes Meerstück. Da ist De soir, eine ironisch gefärbte Sonntagsidylle mit einem irrealen Schluss. Die Musik ist von einer Feinheit, von einer traumhaften Transparenz, von einer schwebenden Prägnanz der Deklamation: Debussys Liedstil steht fertig da!“ (Heinrich Strobel)