Flötensonate h-Moll, op. 3 Nr. 2
Werkverzeichnisnummer:
Andante e spiccato
Allegro
Minoetto – Variatione prima – Variatione seconda
Michel Blavet war der König der Traversflöte im Paris des Rokoko. Als Georg Philipp Telemann 1737 in die französische Hauptstadt kam, war er so begeistert von der Art, wie Blavet seine Hamburger Quartette für Flöte, Streicher und Cembalo vortrug, dass er dem großen Flötisten und dessen Kollegen kurzerhand einen Band mit Nouveaux Quatuors auf den Leib schrieb – „neue Quartette“, die man heute schlicht „Pariser Quartette“ nennt. Ihre Flötenstimme legt beredtes Zeugnis von der Kunst eines Musikers ab, den Friedrich der Große liebend gerne nach Berlin gelockt hätte, wenn Blavet auch nur die geringste Neigung verspürt hätte, Paris zu verlassen. Doch an den Ufern der Seine hatte er mächtige Gönner und unbegrenzte Wirkungsmöglichkeiten – in den Salons, in öffentlichen Konzerten und in der Oper.
Blavet zählte zu den frühen Meistern der Opéra comique, womit bekanntlich keine „komischen Opern“ gemeint sind, sondern Werke ohne Rezitative, mit gesprochenen Dialogen. Dieses Genre verbreitete sich um 1740 rasend schnell in den Pariser Vorstadttheatern und wurde zum großen Vorbild für die deutschen Singspiele der Mozartzeit.
Nicht nur in diesem Genre setzte Blavet Zeichen. Auch an der Einführung des italienischen Stils in Paris war er maßgeblich beteiligt: Seine zwei Bände mit Flötensonaten Opus 2 und Opus 3 sind Musterbeispiele des Gusto italiano mit sanften französischen Übermalungen, während sein einziges Flötenkonzert in a-Moll im reinen Vivaldistil geschrieben ist, dabei aber die Traversflötenkonzerte des Venezianers an Länge und Virtuosität bei weitem übertrifft.
Auch die h-Moll-Sonate aus dem Opus 3 ist ein extrem wirkungsvolles Stück in einer damals neuen Satzfolge. Nach dem Vorbild des großen italienischen Geigers Tartini setzte man den langsamen Satz an den Anfang der Sonate, ließ ein Allegro folgen und zum Schluss einen Tanzsatz, oft mit Variationen. Das kurze Andante der h-Moll-Sonate ist ebenso expressiv wie das folgende Allegro brillant und leichtfüßig. Als Finale dient ein Menuett mit zwei schwindelerregenden Variationen.