Drei Cabaret-Lieder aus Petit Recueil des fêtes (1904)
Werkverzeichnisnummer:
1. Le picador est mort
2. Sorcière
3. Air fantome
Eine der Geburtsstunden des Kabaretts im modernen Sinne schlug kurz vor 1900 in Paris: in jenen Cabaret-Theatern, die man damals Café-Concert oder Music-Hall nannte. Dort trug der gefeierte Chansonnier Vincent Hyspa seine ätzenden Lieder vor, die das Establishment der Dritten Republik gnadenlos aufs Korn nahmen. Oft schrieb ihm Erik Satie dazu die Musik. Der musikalische Poet des Montmartre, der in einer winzigen Kammer unweit des Moulin Rouge hauste, fand genau jene lakonischen, simplen, beißend ironischen Töne, die Hyspa für seine Texte brauchte.
1899 verfassten Hyspa und Satie eine kleine Sammlung von Chansons mit dem Titel Petit recueil des fêtes. In unserem Programm erklingen daraus drei Lieder, allesamt hoch ironisch und geprägt von Wortspielen: Le picador est mort erzählt vom tragischen Tod eines Stierkämpfers, den seine arme Mutter beweint. Dabei klingt die Musik ganz fröhlich, während sich der Text nur mit Wortspielen befasst (picador, mort, sort – Manola, tralala, consola). La Sorcière ist im munteren Tanzrhythmus einer Gigue gehalten, obwohl hier die düsteren Worte einer Geisterbeschwörung fallen: „incontations, évocations, noirs ésprits des ténèbres.“ Schon die falsche Betonung der ersten beiden Worte und das Echo „èbres“ auf „ténèbres“ zeigen freilich, dass man es nicht mit einer ernsten Zauberin zu tun hat. Air Fantôme ist ein reines Unsinnslied über gleiche Auslaute wie Printemps, temps, carmant, enfant oder pâquerettes, fleurettes, bluettes, alouettes.