Ungarische Rhapsodie Nr. 2 cis-Moll
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Dass Franz Liszt „kein stiller Klavierspieler für ruhige Staatsbürger und gemütliche Schlafmützen“ sei, hat schon Heinrich Heine mit spitzer Feder bemerkt. In seinen Ungarischen Rhapsodien setzte der Ungar Liszt dem Freiheitsdrang seines von Österreich unterdrückten Volkes ein brodelndes Denkmal. Gerade die Ungarische Rhapsodie Nr. 2 in cis-Moll war für ihn weit mehr als nur bearbeitete Folklore: Sie war eine Parteinahme für die ungarische Republik von 1848, die im Folgejahr von den Österreichern mithilfe der russischen Armee brutal unterdrückt worden war. In der Hinrichtung ihres Premierministers und der führenden Generäle fand die Utopie von einem freien, selbst bestimmten Ungarn ein blutiges Ende. Dieses schreiende Unrecht klagte Liszt mit seiner Musik an. Wie die Zigeuner Ungarns verstand er sich als Heimatloser, zugleich aber auch als Europäer, der sich einmischte, kritisch kommentierte und zugleich Neues bewegte und aufbaute: „Dass ein so unruhiger Kopf, der von allen Nöten und Doktrinen der Zeit in die Wirre getrieben wird, der das Bedürfnis fühlt, sich um alle Bedürfnisse der Menschheit zu bekümmern, und gern die Nase in alle Töpfe steckt, worin der liebe Gott die Zukunft kocht: dass Franz Liszt kein stiller Klavierspieler für ruhige Staatsbürger und gemütliche Schlafmützen sein kann, das versteht sich von selbst.“ (Heinrich Heine)
Die Ungarische Rhapsodie Nr. 2 ist wie ein Csárdás gebaut: Auf das „traurige Andante“ des langsamen ersten Teils, einen so genannten „Lassan“, folgt der lebhafte zweite Teil, eine typische „Friska“, wie sie jeden Csárdás beendet. Die Trauermelodie des Anfangs wirkt wie eine Totenklage auf die Gefallenen von 1849, der schnelle Teil mit seinen brillanten Effekten dagegen wie eine Apotheose. Hier muss der Pianist die gefährlichsten Klippen meistern – von Doppeloktaven im dreifachen Forte über eine Kadenz bis hin zu Martellato-Oktaven beider Hände im abschließenden Presto.