Vier Jüdische Lieder für Viola und Violine (2014) | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Delilah Gutman

Vier Jüdische Lieder für Viola und Violine (2014)

Vier Jüdische Lieder für Viola und Violine (2014)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

1. Shemà Israel (Traditionelles Gebet)
2. Shalòm Aleichem (Chassidisches Lied)
3. Sheyibanè (Chassidisches Lied)
4. Mitzvà

Erläuterung

Auf der Suche nach Duos für Violine und Viola über jüdische Melodien sind unsere Interpreten auf einen Liederzklus der italo-amerikanischen Komponisten Delilah Gutman gestoßen. Die Mailänderin bearbeitete 2014 13 jüdische Gesänge für Singstimme und Violine. Indem Alba González i Becerra den Gesangspart auf der Bratsche spielt, entstehen daraus atmosphärisch tief bewegende Duos, die in den Kern jüdischer Tradition führen. „Mit ihren 13 Jüdischen Liedern hat Delilah Gutman sehr attraktive Bearbeitungen geistlicher Gesänge geschaffen, die aus der chassidischen, sephardischen und israelischen Tradition stammen und einen Zeitraum vom 13. bis zum 17. Jahrhundert überspannen.“ (Andrew Lorenz)

In der kleinen Auswahl unserer Interpreten bleiben die wunderschönen Lieder der aus Spanien vertriebenen Sepharden leider unberücksichtigt. Dafür hören wir zwei der allerwichtigsten jüdischen Gesänge überhaupt: Im ersten Lied ist es das Shemà Israèl, Adonày Elo hénu, das die Bratsche wortlos anstimmt: das „Höre Israel, Gott, dein Herr, ist einzig“, das wichtigste Gebet der Israeliten, ihr Glaubensbekenntnis. Es wird von der Bratsche mit den typischen Ornamenten und übermäßigen Sekunden des Synagogengesangs angestimmt. Die Begleitung der Violine beschränkt sich auf Oktaven über der leeren G-Saite und ein Unisono mit der Bratsche am Ende.

Ebenso bedeutsam ist das Shalòm Aleichem, „Der Friede sei mit euch“, ein chassidisches Lied aus dem 17. Jahrhundert, dessen klagende Melodie von einer ganz zarten Gegenstimme der Geige getragen wird. Das Sheyibanè, die Bitte der gläubigen Chassidim, dass doch der Tempel in Jerusalem bald wieder aufgebaut würde, beginnt mit der Violine alleine, bevor die Bratsche die Melodie übernimmt. Zum Schluss spielen die Musiker einen Gesang zur Mitzvà-Feier.

Die Komponistin, Pianistin und Sängern Delilah Gutman wurde 1978 in Madrid geboren. Ihr Klavierstudium absolvierte sie bei Lidia Arcuri am Mailänder Konservatorium, wo sie auch Kompositionsstudentin von Niccolò Castiglioni und Alessandro Solbiati war. Sie lebt in Mailand und Rimini, wo sie mit ihrer Kulturorganisation D.G.M.A. Multi-Media-Events und Konzerte veranstaltet wie etwa Silenzio Musica oder DoNna. Mehr als hundert Uraufführungen in Italien und anderen Ländern machen sie zu einer der gefragtesten Komponistinnen ihrer Heimat.

Karl Böhmer