Concertstück (1906) | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

George Enescu

Concertstück (1906)

Concertstück für Viola und Klavier (1906)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 615

Erläuterung

Der Rumäne George Enescu war ein Wanderer zwischen den Welten des Balkans und Westeuropas. In Rumänien geboren und in Wien zum Violinvirtuosen ausgebildet, wurde er ab 1895 in Paris Kompositionsschüler von Fauré und Massenet. So war er im besten Sinne des Wortes ein Kosmopolit – ein Musiker, der die brodelnde Atmosphäre der beginnenden Moderne in eine ganz eigene Sprache umschmolz. In Deutschland gilt Enescu vor allem als einer der großen Geiger des 20. Jahrhunderts, als Solist, Widmungsträger und Lehrer, u.a. von Yehudi Menuhin. Die Franzosen dagegen würden nicht zögern, ihn zu den originellsten Komponisten des 20. Jahrhunderts zu zählen. Neben Volksmelodien seiner Heimat und Einflüssen der orthodoxen Kirchenmusik hat er das Wien der Brahmszeit und das Paris des Fin de siècle in seiner Musik zur Synthese gebracht – und dabei Streicherklänge erfunden, die man als geradezu visionär bezeichnen muss.

Wenn Yehudi Menuhin auf seinen Lehrer zu sprechen kam, schwärmte er vor allem von einem: von den zahllosen Varianten des Portamento, die Enescu wie kein anderer Geiger hervorzubringen verstand. Hört man heute seine Aufnahmen wie etwa die legendäre Einspielung der Bach-Solosonaten, wird dieses Farbenspiel ebenso hörbar wie die außerordentliche Wärme des Tons, der in unendlich vielen Schattierungen dynamisch abgestuft wird. Beide Eigenarten des Virtuosen George Enescu kann man auch in seinem Concertstück für Viola und Klavier aus dem Jahre 1906 wiederfinden.