Oboenkonzert d-Moll, RV 454 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Vivaldi

Oboenkonzert d-Moll, RV 454

Oboenkonzert d-Moll, RV 454

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

Erläuterung

Oboenkonzert für Susanna

Jene Susanna, deren Oboenspiel den deutschen Hofrat anno 1721 so sehr beeindruckte, war wohl die Adressatin von Vivaldis Oboenkonzerten aus den frühen 1720er Jahren. Damals war er gerade von einem zweijährigen Aufenthalt in Mantua zurückgekehrt, wo er für den kaiserlichen Statthalter, Landgraf Philipp von Hessen-Darmstadt, Opern und Konzerte geschrieben hatte. Natürlich war das Orchester in Mantua durchweg männlich. Es dürfte Vivaldi einigermaßen erfreut haben, wieder mit seinen Mädchen am Ospedale zu arbeiten, denn wie meinte schon Leopold Mozart? „Überhaupts finde ich, dass ein Frauenzimmer, das Talent hat, mehr mit Ausdruck spielt, als ein Mannsperson.“ Also legte Vivaldi die wunderschönen Solostimmer einiger neuer Oboenkonzerte der jungen Susanna in den Mund.

Dazu gehörte auch das d-Moll-Konzert RV 454. Vivaldi publizierte es 1725 als neuntes Konzert seines berühmten Opus 8, das mit den Vier Jahreszeiten beginnt. Das d-Moll-Konzert ist als Concerto IX in der Solo-Violinstimme abgedruckt, allerdings mit einem Hinweis: Questo Concerto si puo fare ancora col l’Hautbois, „Dieses Konzert kann man auch mit der Oboe machen“. Der Solopart unterschreitet nie das eingestrichene d, weist keinerlei Doppelgriffe, Bariolagen oder andere spezifische Geigentechniken auf, es handelt sich also um ein originales Oboenkonzert, das Vivaldi nur deshalb in ein Opus mit Violinkonzerten aufnahm, damit auch Geiger mit weniger profunder Technik ein leicht spielbares Konzert zur Hand hatten und damit die Oboisten das gesamte Opus kauften.

Das erste Allegro lebt von den Synkopen des Eingangsthemas, die auch der Solist aufgreift. Der Dreiertakt gewinnt dadurch einen fast schon „jazzigen“ Drive. Umso ruhiger mutet der Mittelsatz an, ein Oboensolo zur Begleitung des Basso continuo, das der Solist ganz nach Herzenslust auszieren kann (und muss!). Das Finale beginnt eigenwillig, mit einem dissonanten Vorhalt auf der sechsten Stufe b-a. Dieser fast störrische Anfang zieht sich als Ritornello durch den ganzen Satz, während der Solist immer neue Kaskaden erfindet: mal in Dreier- und Zweierbindungen, mal in gebrochenen Dreiklängen, zum Schluss in den Synkopen aus dem ersten Satz.