Songs aus "Die Dreigroschenoper" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Kurt Weill

Songs aus "Die Dreigroschenoper"

Songs aus „Die Dreigroschenoper“ (Tel Aviv Wind Quintet)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Erläuterung

Als Bert Brecht und Kurt Weill im August 1928 ihre Dreigroschenoper auf die Bühne des Berliner Theaters am Schiffbauerdamm brachten, brachen alle Dämme im Publikum. Bald hallte die ganze Metropole von Mackie Messer und seiner Moritat wider. Nach dem Uraufführungserfolg wollte Weill konzertanten Nutzen aus der Partitur ziehen und arrangierte sie 1929 zur Kleinen Dreigroschenmusik für Blasorchester (die er erst später um Streicher ergänzte). Zehn Nummern aus seinem „Spiel mit Musik“ zog er zu seiner siebensätzigen Suite zusammen. Theodor W. Adorno, damals noch ein junger, scharfsichtiger Musikkritiker, brachte es wieder einmal auf den Punkt: Weill habe aus seiner Oper nur „das Potpourri herausgehoben, das stets in ihr versteckt war“ – „Potpourri“ im Sinne von Nummernfolge, aber auch als Musikgenre aus der Halbwelt der Nachtlokale und Revues.

Die „kleine Dreigroschenmusik“ nahmen sich unsere Musiker zum Vorbild für ihre Bearbeitung von Nummern aus dem Bühnenwerk, arrangiert für Bläserquintett. beginnt mit der Ouvertüre des Originals, die eine doppelt gebrochene Persiflage ist. So wie Händels Zeitgenossen dessen pathetischen Opernstil 1728 in der „Beggar’s Opera“ verhöhnten, so machte sich nun auch Weill im deutschen Pendant zur „Bettleroper“ über die große Oper lustig. Menuett und Fuge gehen hier eine nicht ganz standesgemäße Ehe mit einem Berliner Straßenmädchen ein. Die „Moritat von Mackie Messer“ wird anschließend mit der „Ballade von der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens“ verschränkt. Es folgt eine „künstlich-plumpe“ (Adorno) Bearbeitung des „Anstatt-dass-Songs“, schließlich die „Ballade vom angenehmen Leben“, ein Foxtrott, dessen „Blue notes“ immer wieder in die simpelsten Kadenzen münden – Sinnbild für die verlogene Saturiertheit des Textes. In der nächsten Nummer setzte Weill seiner Ehefrau ein kleines Denkmal, denn sie, Lotte Lenia, hatte in der Uraufführung die Polly gesungen, Mackies Braut. In ironischer Ländlerseligkeit besingt sie ungerührt ihre vergangenen Liebschaften: „Hübsch, als es währte, und nun ist’s vorüber“. Chromatisch-schmierig geht es in der „Tango-Ballade“ (der „Zuhälterballade“ des Originals) zu. Nochmals im Foxtrott-Rhythmus kommt der „Kanonen-Song“ daher, der sich unversehens in einen Marsch verwandelt. Im Finale, so Adorno, formieren sich die Themen von Mackies Freudens- und Leidenszeit zu einem „Demonstrationszug“ in verstümmelter Gestalt.