Sonatine en trio, op. 85 für Klavier, Flöte und Klarinette
Werkverzeichnisnummer:
Flöte
Klarinette
Klavier
Assez anime
Assez Vif
Tres Lent
Anime
Florent Schmitt war ein Weggefährte des fünf Jahre jüngeren Maurice Ravel, mit dem er sich während des Studiums am Pariser Conservatoire anfreundete. Die beiden eigenwilligen Provinzler gehörten nicht zu den glänzendsten Studenten: Erst nach mehreren Anläufen gelang es ihnen, den Prix de Rome zu gewinnen, das Rom-Stipendium des Konservatoriums, das zum dreijährigen Aufenthalt in der Ewigen Stadt berechtigte. Schmitt kam 1900 in die Villa Medici und nutzte die Zeit zu ausgiebigen Reisen durch halb Europa und den Orient. Auf diese Weise wurde aus dem Lothringer ein weltläufiger, polyglotter Künstler, der im Schatten seiner Freunde Ravel und Debussy ein ansehnliches Œuvre voll pittoresker Züge schuf.
Wie hoch die Franzosen Florent Schmitt achteten, wurde 1936 auf drastische Weise offenbar: Damals setzte er sich mit 28 zu 4 Stimmen gegen Igor Strawinsky durch, als es galt, ein neues Mitglied der Académie française zu wählen. Den noblen Impressionisten, der damals schon 65 Jahre zählte, zog man dem Neutöner Strawinsky vor. Dass er noch weitere 20 Jahre lang rastlos komponieren würde, konnte keiner ahnen. Schmitts Spätwerke aus den 1950er Jahren sind eigenartig poetische Gebilde, Zeugnisse der längst versunkenen Epoche des Impressionismus.
1924/35 komponierte er die Sonatine en trio, op. 85, für Cembalo, Flöte und Klarinette. Sie ist ein Zeugnis für das wieder erwachte Interesse an der Barockmusik und besonders am Cembalo, das damas in Paris von der großen Polin Wanda Landowska wieder salonfähig gemacht wurde. In Schmitts Sonatine kann man den Cembalopart jedoch ebenso gut auf dem Klavier spielen. Das Werk hat die Form einer klassischen Sonatine, bestehend aus Allegro, Scherzo, langsamem Satz und schnellen Finale. Es beginnt mit einem ganz knappen Allegro in Sonatinenform, eröffnet vom Cembalo bzw. Klavier mit einem neobarocken Thema. Später mischen sich flirrende Läufe ins barockisierende Geschehen. Das Scherzo an zweiter Stelle wechselt effektvoll zwischen 6/8 und 9/8-Takt hin und her. Der langsame Satz wird von der Flöte mit einem nostalgischen Thema in tiefer Lage im Rhythmus einer barocken Forlane eröffnet. Das Finale ist ein sehr schneller, von der Flöte dominierter Contredanse.