Violinsonate, op. 82 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Joaquin Turina

Violinsonate, op. 82

Violinsonate, op. 82 (Sonata Española)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

Lento con Variaciones
Scherzo. Vivo – Trio. Andante
Adagio – Allegro moderato

Erläuterung

Für die spanischen Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts wurde die Folklore ihres Landes zum zentralen Thema ihres Schaffens. Der in Sevilla geborene Joaquin Turina schrieb sich den „Sevillanismo“, die Musik und das Lebensgefühl seiner Heimatstadt, auf die ästhetischen Fahnen. Obwohl er Sevilla schon mit 20 verließ, blieb er lebenslang ein überzeugter Andalusier: Die Musik und die Menschen Andalusiens, die Fischermädchen der Hafenstädte und die Helden der Stierkampfarenen verherrlichte er in Werken wie der Sinfonia sevillana für Orchester oder den Sevillana für Gitarre.

Musikalisch neigte er zu Beginn seiner Laufbahn stärker als seine drei bekannten Kollegen De Falla, Albéniz und Granados der deutschen Spätromantik zu. Doch die Freundschaft mit de Falla während des Studiums in Madrid und die Begegnung mit Albéniz während der Pariser Jahre 1905-1914 führten auch ihn an eine national gefärbte Musik heran. Besonders Albéniz ermunterte Turina zur Verwendung spanischer Themen, wovon die 1912 in Paris komponierte Andalusische Szene beredtes Zeugnis gibt. Nach der Rückkehr in die Heimat stieg Turina zu einem der führenden Komponisten Spaniens auf, wurde aber im Bürgerkrieg von den Republikanern verfolgt. „Ein freundlicher Mann, der Einfachheit und Schönheit liebte, dem aber die Tiefe de Fallas fehlte“, so die Charakterisierung durch den Musikhistoriker Carlos Amat.

Zu den ersten Werken, in denen sich der neue spanische Ton bei Turina manifestierte, gehörte seine lange Zeit unveröffentlichte, inoffizielle erste Violinsonate aus dem Jahre 1908. Er nannte sie Sonata española wie die viel spätere reife Sonate Opus 82 aus dem Jahre 1934. Dazwischen steht die offizielle Violinsonate Nr. 1 in D-Dur op. 51.

Das Nationale in der „spanischen Sonate“ Opus 82 zeigt sich schon im Variationenthema des ersten Satzes. Auch in einzelnen Veränderungen begegnen Charaktere von Volksmusik, wie etwa die andalusische Petenera, ein Ausbruch von Leidenschaft, oder der baskische Zortzico im Fünfermetrum. Die Wiederkehr des Themas rundet den ersten Satz ab. Das folgende Scherzo benutzt einen Zigeunertanz, die Zambra, während das Trio zu einem lyrischen Andante verlangsamt ist. Das Finale schlägt nach der pathetischen langsamen Einleitung unverkennbar Fandango-Töne an.