Romanze B-Dur, Opus 2 Nr. 1 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Joseph Joachim

Romanze B-Dur, Opus 2 Nr. 1

Romanze B-Dur, Opus 2 Nr. 1

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Erläuterung

Dem Geiger und Musikorganisator Joseph Joachim verdankt das deutsche Musikleben so viele Impulse, dass man sie hier nur andeuten kann: Er gründete die Berliner Musikhochschule und installierte mit seinem Streichquartett in der deutschen Hauptstadt die erste stehende Kammermusikreihe im Saal der Singakademie, dem heutigen Maxim-Gorki-Theater. Dort setzte er nicht nur mit der klassisch reinen Darbietung des Repertoires von Mozart bis Schumann Maßstäbe, sondern auch durch seine Programmgestaltung und die Uraufführungen zeitgenössischer Musik, allen voran die Werke seines Freundes Brahms. Als Vertreter einer klassizistischen Interpretationskultur hat er auch das Geigenspiel in Deutschland nachhaltig geprägt. Nicht zuletzt verdanken wir ihm große Werke der Musikgeschichte, darunter einige der wichtigsten von Brahms, die für ihn als Solisten oder sein Streichquartett entstanden.

Im Bogen unseres Programms ist es der junge Joseph Joachim, der schwärmerische Jugendfreund von Brahms, dem unsere Interpreten ihren Tribut zollen. 1850, mit noch nicht 19 Jahren, veröffentlichte er sein Opus 2, drei Stücke für Violine und Klavier, von denen wir das erste hören, eine Romanze in B-Dur. Wenig später begann sein lebenslanger kompositorischer Wettstreit mit Brahms, besonders im Genre der ungarischen Musik. Joachim wurde als Kind einer deutsch-jüdischen Kaufmannsfamilie im damals ungarischen Kitsee geboren (heute Burgenland). Knapp zwei Jahre älter als Brahms, hat er doch viel früher als Solist auf sich aufmerksam gemacht, zuerst im „Wunderkinderquartett“ zusammen mit den Kindern Hellmesberger in Wien, dann aber auch in Leipzig, wo Mendelssohn den Zwölfjährigen im August 1843 im Gewandhaus vorstellte. Anschließend nahm ihn Mendelssohn mit nach London, wo er – nach noch dreizehnjährig! – das Beethoven-Violinkonzert von dem Nimbus befreite, unspielbar zu sein. Neben der Bach-Chaconne blieb das Beethoven-Konzert sein Lieblingsstück durch seine ganze, lange Karriere hindurch. Von seinem ungarischen Geigenlehrer Joseph Böhm lernte er freilich auch früh die authentische Interpretation der späten Beethovenquartette und überhaupt das Quartettspielen im klassischen Geist, das ihn lebenslang begleiten sollte. Kompositorisch wurde er von seiner Jugend in Ungarn ebenso geprägt wie von seinem Mentor Mendelssohn. Joachim sagte später von sich selbst, er fühle sich geigerisch als Deutscher, kompositorisch als Ungar.