Variations for piano | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Morton Feldman

Variations for piano

Variations for piano

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Erläuterung

Ein Aufflackern im Diskant, trockene Basstöne, Geräusche im Klavier – isolierte Klangereignisse mit langen Pausen dazwischen. So klingen Morton Feldmans Variations for piano aus dem Jahre 1951. Was Ludwig van Beethoven 1822 in den Variationen seiner Sonate Opus 111 begann, die Auflösung des Klavierklangs, das hat Feldman 130 später konsequent zu Ende gedacht. Seine Variations wirken ungleich provokanter und neutönender als die vergleichsweise bildhaften Endechas von Villalpando, obwohl Letztere ein halbes Jahrhundert jünger sind als das Werk des Nordamerikaners. Unschwer erkennt man darin die Handschrift der Nachkriegsjahre, in denen sich Feldman als Pionier eines neuen Musikbegriffs etablierte.

Er stammte aus Brooklyn und war ein Kind russisch-jüdischer Einwanderer wie George Gershwin und so viele andere Größen der amerikanischen Musik. 1950, im Alter von 24 Jahren, lernte er John Cage kennen, dessen radikalen Ideen er sich rasch anschloss. Die Beiden lebten zeitweise Tür an Tür, natürlich in New York, dem Avantgardezentrum der USA.

Mit 25 schrieb Feldman seine Klaviervariationen. Sie sind ein deutliches Dokument der Auseinandersetzung mit Cages Ideen: die äußerste Reduzierung des Klavierklangs, die man als blutjunger linker Intellektueller in den USA damals wagen durfte, als schon die McCarthy-Ära ihre anti-kommunistische Hetzpropaganda über das Land ausbreitete. Mit solcher Musik lebte man selbst in Manhattan gefährlich. Später widmete Feldman den Gemälden seines Freunden Mark Rothko einen Zyklus von Musikstücken – auch dies Werke aus dem Herzen der „New York School“, wie man jene Freidenker der Neuen Kunst am Big Apple nannte.