Drei Stücke aus Cinco Piezas para guitarra sola
Werkverzeichnisnummer:
Campero
Acentuado
Compadre
Argentinien ist in aller Munde, dank Papst Franziskus und der neuen niederländischen Königin Máxima. Was die Beiden verbindet, ist die Liebe zum Tango. Unvergessen sind die Tränen der Máxima, als sie bei ihrer Trauung mit Kronprinz Willem Alexander Piazzollas Adios Nonino hörte. Auch der neue Papst macht aus seiner Liebe zum Tango keinen Hehl – welche Revolution in der Haltung des Vatikans zu diesem Tanz! 1914 nämlich fühlte sich der Heilige Papst Pius X. genötigt, den Tango in Rom zu verbieten, weil er zu anrüchig und zu unanständig sei. Als Ersatz verordnete er ausgerechnet die biedere „Forlana“ aus dem Friaul und verdarb damit den Römern den Karneval, denn die „Tangomania“ hatte schon damals bedenkliche Ausmaße angenommen, obwohl keiner der römischen Tanzlehrer so ganz genau wusste, wie ein Tango überhaupt funktioniert.
Für die Tangomania unserer Tage steht ein Name: Astor Piazzolla. Der Erfinder des „Nuevo Tango“ und unvergessene Meister des Bandoneons begann seinen Weg allerdings als klassischer Komponist. 1921 in Buenos Aires geboren, hatte Piazzolla „als Filmkomponist und Kammermusiker schon eine Karriere hinter sich, als er um 1961 den ‘Nuevo Tango’ entwickelte und mit seinem Quintett – er selber spielte das Bandoneon – als ‘Missionar des Tango’ um die Welt zu ziehen begann. Seine ersten Auftritte in Deutschland in den frühen 80er Jahren wurden als Sensation gefeiert,“ so schrieb die Süddeutsche Zeitung in ihrem Nachruf auf den 1992 verstorbenen Komponisten.
Seine Fünf Stücke für Gitarre solo und seine Fünf Etüden für Flöte solo erinnern daran, dass er sich dank seines Lehrers Alberto Ginastera auch auf die Ästhetik und die Spieltechniken der Neuen Musik verstand. Dann aber ging er zu der gestrengen Pariser „Grande Dame“ der Kompositionslehre, Nadia Boulanger, in die Lehre. Sie war es, die ihm alle neutönenden Flausen austrieb und ihn zu seinen Wurzeln und zu seiner Bestimmung zurückführte: zum Bandoneon und zum Tango. Selbst damals, im Paris der 1950er Jahre, war der Tango dermaßen anrüchig, dass es Piazzolla im Gespräch mit seiner Lehrerin peinlich war, ihn überhaupt zu erwähnen: