Trio G-Dur, op. 45 Nr. 5
Werkverzeichnisnummer:
1. Allegro con vaghezza
2. Andantino con moto e gratioso
Zur Mozartzeit wurde das Pariser Musikleben bereits vollkommen von den Italienern beherrscht – eine Folge jener Öffnung nach Italien, die ein halbes Jahrhundert früher von Couperin eingeleitet worden war. Mittlerweile hatten die fremden Komponisten aus Italien, Deutschland und Böhmen an den Ufern der Seine das Heft fest in der Hand. So beherrschte der Italiener Giuseppe Cambini die Pariser Konzertsäle mit seinen konzertanten Sinfonien und die Salons mit seiner gefälligen Kammermusik. Dazu gehören auch seine sechs schönen Trios für Flöte, Oboe und Fagott, also in der Originalbesetzung unseres Programms. Sie wurden als Trios concertants Opus 45 um 1785 in Paris gedruckt.
Mozart lernte Cambini im April 1778 beim Pariser Verleger Le Gros kennen und witterte in ihm sofort einen Konkurrenten. Seinem Vater versuchte er zu erklären, warum er in Paris nicht so schnell reüssierte wie erwartet, und schob die Schuld dafür Cambini in die Schuhe: „ich glaub aber, da ist der Cambini, ein welscher maestro hier, ursache, dann dem habe ich, unschuldigerweis die augen in der ersten zusamenkunft beym le gros ausgelöscht. er hat quartetti gemacht, wovon ich eins zu Mannheim gehört habe; die recht hüpsch sind; und die lobte ich ihm dann; und spiellte ihm den anfang; da war aber der Ritter, Ram und Punto, und ließen mir keinen fried, ich möchte fortfahren, und was ich nicht weis, selbst dazu machen. Da machte ich es den also so. und Cambini war ganz ausser sich; und konnte sich nicht enthalten zu sagen, questa è una gran testa! Nu, das wird ihm halt nicht geschmeckt haben. wenn hier ein ort wäre, wo die leute ohren hätten, herz zum empfinden, und nur ein wenig etwas von der Musique verstünden, und gusto hätten, so würde ich von herzen zu allen diesen sachen lachen, aber so bin ich unter lauter vieher und bestien (was die Musique anbelangt).“
Während sich Mozart mit seiner Arroganz in Paris schnell Feinde machte, gelang es Cambini, die Pariser noch Jahre später mit seiner Musik zu bezaubern. Dies belegt sein Trio concertant in G-Dur aus Opus 45. Es ist in der Tat „hübsch gemacht“, um Mozarts Urteil zu zitieren.
Allegro con vaghezza steht über dem ersten Satz, also „lebhaft, mit Anmut“ – eine Bezeichnung, die das liebreizende erste Thema sofort einlöst. Danach spielen sich das Fagott und die beiden Oberstimmen ein Staccatomotiv zu. Das zweite Thema beginnt als Kanon zwischen den drei Stimmen, und auch der Rest des Satzes spart nicht mit kontrapunktischen Finessen, etwa, wenn im Mittelteil weiche Legatolinien in Triolen durch die Stimmen wandern.
Als zweiter Satz und Finale zugleich dient ein Andantino con moto e gratioso („kleines Andante, bewegt und graziös“). Die Flöte stimmt die ruhig schwingende Melodie im Dreiertakt an, wozu die anderen eine pfiffige Staccatobegleitung beisteuern. In zwei Durvariationen und einer Mollvariation wird das Thema ausgeführt, bevor es am Schluss noch einmal wiederkehrt.