Cellosonate | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Elliott Carter

Cellosonate

Sonate für Violoncello und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 456

Satzbezeichnungen

1. Moderato

2. Vivace, molto leggiero

3. Adagio

4. Allegro

Erläuterungen

In der zeitgenössischen Musik der USA, die von der Minimal music beherrscht wird, wirkt die Musik des 87jährigen Elliott Carter wie ein Fossil. Seine rhythmisch extrem komplexe Polyphonie, der Musik von Pierre Boulez vergleichbar, gilt als “intellektuell”, ihr Autor als polyglotter Gelehrter, der nicht ins schnittig-populäre Bild der John Adams-Generation paßt. Ganz anders in Europa, wo Carters Werke mehr und mehr gespielt und als die bedeutendste Neue Musik Amerikas geschätzt werden. Wie zahllose seiner amerikanischen Kollegen in den 20er und 30er Jahren (darunter auch Aaron Copland) wurde Carter in Paris bei Nadja Boulanger ausgebildet. Dies erklärt zum Teil sein Festhalten an den traditionellen Formen der Instrumentalmusik – Konzert, Streichquartett, Sonate -, was aber mit den unterschiedlichsten Kompositionstechniken einhergeht.

Dem spezifischen Klangproblem der Sonate für Cello und Klavier näherte sich Carter in Form eines strikten Gegensatzes zwischen dem “auf seinen perkussiven Aspekt beschränkten” Klavier, und dem “singenden und romantischen Cello”. Der Komponist erläuterte sein Verfahren weiter: “Daher schrieb ich, nachdem ich die letzten drei der vier Sätze komponiert hatte, den ersten als ein Resümmee dieses besonderen Aspektes und als Etablierung der verschiedenen Instrumentencharaktere, indem das Klavier eine Art metronomisches Tempo, das Cello eine Art psychologisches Tempo spielt.” Enge thematische Verknüpfungen zwischen den Sätzen sowie die Rückkehr zum Anfang der Sonate ganz am Ende erhöhen noch die Dichte des anspruchsvollen Werkes, das Carter 1948 schrieb – nicht ohne im zweiten Satz eine Parodie auf die jazzoide amerikanische Musik jener Jahre unterzubringen.