Cellokonzert B-Dur, Wq 171
Werkverzeichnisnummer:
Allegretto
Adagio
Allegro assai
Lange Zeit galten Bachs drei Cellokonzerte als Zweitfassungen von Cembalokonzerten, die er gleichzeitig für Flöte und Cello arrangiert haben soll. Erst die gründlichen Vorbereitungen für die neue Gesamtausgabe in den USA (Carl Philipp Emanuel Bach, The Complete Works, hrsg. vom Packard Humanities Institute) und die Forschungen des Herausgebers Robert Nosow erbrachten den zweifelsfreien Nachweis, dass es sich um Cellokonzerte handelt, die erst später für Flöte und Cembalo arrangiert wurden. Bach hat sie für einen oder mehrere der bedeutenden Berliner Cellisten jener Epoche geschrieben, vielleicht sogar für den Böhmen Ignaz Mara, der seit 1742 Mitglied der Berliner Hofkapelle war: „Sein Ton und Vortrag war äußerst rührend“, vermerkte Ernst Ludwig Gerber in seinem Tonkünstlerlexikon (Leipzig 1790-92).
Mara wie auch die anderen Berliner Cellisten, etwa Christian Friedrich Schale oder Joseph Zycka, traten regelmäßig in öffentlichen Konzerten auf, wie sie damals in der Hauptstadt allenthalben aufblühten. Montags war die Musikalische Assemblée an der Reihe, andere Wochentage waren für die Musikübende Gesellschaft oder die Liebhaberkonzerte reserviert. Man kann sich leicht vorstellen, wie ein Ignaz Mara in solcher Umgebung mit dem B-Dur-Konzert Bachs reüssierte: einschmeichelnd und galant im ersten Satz, mit „äußerst rührendem Vortrag“ im g-Moll-Adagio, das wieder an die Musik Grauns erinnert. Das Finale kommt stürmisch aufbrausend daher und ist auch für den Solisten der brillanteste Satz. Immerhin wagte es Carl Friedrich Zelter, dieses Konzert von 1751 noch 1813 mit dem Berliner Cellisten Johann Friedrich Kelz aufzuführen – wohl erfolgreich, da er es 1819 noch einmal wiederholte. So reichte das glanzvolle Berliner Musikleben der friderizianischen Zeit noch in die Epoche Friedrich Wilhelms III. hinüber – und mit ihr die unverwechselbare Klangsprache des größten Berliner Musikers im 18. Jahrhundert.