Quartett C-Dur op. 7, bearbeitet für Oboe, Violine, Viola und Violoncello von Kurt Meier
Werkverzeichnisnummer:
1. Allegro non tanto
2. Un poco Largo
3. Menuetto. Allegro
4. Finale. Allegro
Dass Bernhard Crusell, der Sohn eines armen finnischen Buchbinders, seine musikalische Karriere in der schwedischen Armee begann und später nie mehr in seine Heimat zurückkehrte, hängt mit der russischen Besetzung Finnlands 1809 zusammen. Im russischen Großfürstentum hatte der längst gefeierte Klarinettist und Komponist keine Entfaltungsmöglichkeiten, umso mehr aber im aufgeklärten Schweden mit seinem reichen Konzert- und Opernleben. Mit 13 begann er seinen Weg als Militärmusiker der schwedischen Armee nahe Helsinki, wurde mit 16 Jahren nach Stockholm versetzt und schon zwei Jahre später als Klarinettist ins königlichen Hoforchester aufgenommen – eine Position, die er fast bis zu seinem Lebensende innehatte.
Dank der Pionierarbeit des Mozartzeitgenossen Joseph Martin Kraus war das Opernleben in Stockholm schon vor 1790 aufgeblüht. Nun sorgte Crusell für eine stete Erweiterung des Repertoires. Als ebenso sprachbegabter wie gewandter Übersetzer fertigte er die ersten schwedischen Fassungen der großen Mozartopern an, später auch der Opern von Rossini und Weber. Deren Werke arrangierte er auch für große Militärmusik – als Repertoire für die damals üblichen Platzkonzerte -, während er im Konzertsaal die Klarinettenwerke Mozarts und die große Kammermusik Beethovens zur schwedischen Erstaufführung brachte.
Seine eigene Musik – darunter die seinerzeit viel gespielte schwedische Oper Lilla slavinnan – zeugt vom Einfluss der Wiener Klassiker, aber auch von französischen Wurzeln. 1803 hatte er ein halbes Jahr bei Gossec in Paris studiert. Seine virtuosen Kammermusikwerke für Holzbläser und Streicher erinnern am ehesten an die Musik von Komponisten wie François Devienne, Anton Reicha oder Franz Danzi – wohl klingende, melodisch reizvolle und hoch virtuose Musik im Dunstkreis der Wiener und Pariser Klassiker.
Das Quartett Opus 7 ist im Original das dritte der drei Klarinettenquartette von Crusell, also jener höchst virtuosen und eingängigen Werke, die er für Klarinette und Streichtrio geschrieben hat. In unserer Aufführung übernimmt die Oboistin Viola Willmsen den Klarinettenpart – eine durchaus legitime Umbesetzung angesichts des akuten Mangels an guten Klarinettisten zu Crusells Zeiten. (Selbst Mozarts Klarinettenkonzert hat man um 1800 für Flöte bzw. Viola und Orchester arrangiert, weil es zu wenige Klarinettisten gab, die in der Lage waren, ein so anspruchsvolles Stück zu spielen!).
Das Quartett beginnt mit einem fast gemütlichen Allegro non tanto. Die Streicher gehen mit einem lyrischen Thema voran, das sogleich seine besondere Affinität zum weichen Klang des Blasinstruments offenbart. Danach kommt es zu konzertierenden Dialogen zwischen Bläsersolist und Streichern, ganz ähnlich gewissen Passagen aus Mozarts Klarinettenquintett.
Von besonderer Schönheit ist der langsame Satz, Un poco largo. Das zarte, von Pausen durchbrochene Thema wirkt unmittelbar sprechend und wird gleich nach Moll angedunkelt. Auch hier kommt es zu einem schönen, aber durchweg intimen Frage-Antwort-Spiel zwischen Violine und Oboe.
Das Menuett gemahnt mit seinen kräftigen punktierten Rhythmen, dem schnellen Tempo (Allegro) und den raffinierten Molleintrübungen eher an die Scherzi Beethovens denn an die Menuette eines Mozart oder Haydn. Wie in allen vier Sätzen überzeugt auch hier der raffinierte Umgang mit den Motiven. Crusell hatte seine Lektion bei den Wiener Klassikern gelernt.
Dass er überdies eine Begabung für eingängige Rondothemen hatte, verrät das muntere Finale. Sein tänzerisches Oboenthema kehrt im Satzverlauf immer wieder. Die Episoden dazwischen sind relativ knapp gehalten, aber voll schöner Details in Harmonik und motivischer Arbeit.