“Enchanted Preludes” für Flöte und Violoncello
Werkverzeichnisnummer: 453
Allegro leggero e scherzando
In der zeitgenössischen Musik der USA, die von Minimal music beherrscht wird, ist der 86jährige New Yorker Elliott Carter beinahe ein Fossil. Seine rhythmisch extrem komplexe Polyphonie, der Musik von Pierre Boulez vergleichbar, gilt als “intellektuell”, ihr Autor als polyglotter Gelehrter, der nicht ins schnittig-populäre Bild der John Adams-Generation paßt. Ganz anders in Europa, wo Carters Werke mehr und mehr gespielt und als die bedeutendste Neue Musik Amerikas geschätzt werden. Wie zahllose seiner amerikanischen Kollegen in den 20er und 30er Jahren wurde auch Carter in Paris bei Nadja Boulanger ausgebildet. Dies erklärt zum Teil sein Festhalten an den traditionellen Formen der Instrumentalmusik – Konzert, Streichquartett, Sonate -, die aber mit den unterschiedlichsten Kompositionstechniken einhergehen.
“Enchanted Preludes (Verzauberte Präludien) war ein Geburtstagsgeschenk für Ann Santen, das ihr Ehemann Harry bestellt hatte und das in Dankbarkeit für ihre enthusiatische und tiefe Anteilnahme an der amerikanischen Musik komponiert wurde. Es ist ein Duett für Flöte und Cello, in dem die beiden Instrumente ihre verschiedenen Charaktere und musikalischen Materialien zu Aussagen von wechselnder Stimmung verbinden. Der Titel stammt aus einem Gedicht in Wallace Stevens’ The Pure Good of Theory (Das rein Gute der Theorie) mit dem Titel All the Preludes to Felicity (Alle Präludien zur Glückseligkeit), siebte Zeile:
Glückseligkeit, ach! Zeit ist der vermummte Feind, Die feindliche Musik, der verzauberte Raum, Wo die verzauberten Präludien ihren Platz haben.Die Partitur wurde am 16. Mai 1988 in New York durch Patricia Spencer, Flöte, und André Emelianoff, Cello, von den Da Capo Chamber Players uraufgeführt.” (Elliott Carter)