Quintett c-Moll, op. 52 für Flöte, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier
Werkverzeichnisnummer:
Flöte
Klarinette
Horn
Fagott
Klavier
Allegro moderato
Larghetto con moto
Menuett
Allegro molto
Der in Braunschweig geborene Louis Spohr zählt zu den heute fast vergessenen Meistern der musikalischen Romantik, die unverdient im Schatten eines Schumann oder Mendelssohn stehen. Eine Generation vor Beiden geboren, hat er schon im Wien Beethovens der Romantik den Weg bereitet – mit Werken wie seinem berühmten Nonett (1813) oder seiner Oper Faust.
Heute lebt die Erinnerung an den fast zwei Meter großen, hühnenhaften Norddeutschen hauptsächlich in der Geschichte des Geigenspiels fort, gilt er doch als der neben Paganini bedeutendste Geiger in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der zu bizarrer Brillanz neigende Italiener nannte seinen deutschen Kollegen respektvoll den „vorzüglichsten Sänger“ auf der Violine. Die Zeitgenossen erkannten in ihm respektvoll Paganinis einzigen wahren Konkurrenten, was auch Spohrs Violinwerke eindrucksvoll belegen. Sein Konzert in Form einer Gesangsszene war früher ein viel gespieltes Repertoirestück. Heute führen sowohl seine Violin- als auch seine Klarinettenkonzerte ein Schattendasein.
In der Kammermusik hat Spohr gerne und rastlos experimentiert, seit ihn der Wiener Kammermusikmäzen Johann Tost 1813 zur Komposition seines Nonetts, eines Oktetts und anderer original besetzter Werke anregte. Das Genre des Doppelquartetts für zwei doppelchörig geführte Streichquartette und das romantische Streichsextett verdanken Spohr ihre erste Ausprägung.
Im Quintett c-Moll, Opus 52, knüpfte Spohr an berühmte Vorbilder von Mozart und Beethoven an. Deren Quintett für Klavier und vier Blasinstrumente, KV 452 bzw. Opus 16, waren im Wien der Klassik wahre Publikumsmagneten gewesen. Dies erhoffte sich auch Spohr für sein Quintett, das er 1820 in London begann. Seine geliebte Ehefrau Dorette musste just damals ihre Karriere als Harfenistin aus gesundheitlichen Gründen aufgeben, doch sie hoffte, auf dem Klavier weiter konzertieren zu können. Zu diesem Zweck schrieb ihr Ehemann das höchst wirkungsvolle Quintett mit der reizvollen Bläserbesetzung. Die Oboe bei Mozart und Beethoven tauschte er gegen die virtuosere Flöte ein, den dreisätzigen klassischen Vorbildern fügte er ein Menuett an dritter Stelle hinzu. Als Tonart wählte er das düstere, tragische c-Moll – angesichts der Klappenmechanik der damaligen Blasinstrumente noch eine Herausforderung für die Bläser.
Im Kopfsatz (Allegro moderato) steht der kraftvolle Tuttiklang des Hauptthemas dem schwärmerischen, vom Klavier angestimmten Seitenthema gegenüber. Im Larghetto con moto wagte Spohr in den Bläserstimmen eine für die damalige Zeit ganz neuartige Chromatik: das Ausreizen der Halbtöne in Melodik und Harmonik. Der Klavierpart dagegen erinnert an die „Nocturnes“ eines John Field. Das Menuett ist eher romantisches Scherzo, das Finale (Allegro molto) brillant und fürs Klavier äußerst virtuos.
Karl Böhmer