Cinq danses profanes et sacrées (Fünf profane und sakrale Tänze)
Werkverzeichnisnummer:
1. Danse agreste. Allegretto
2. Danse profane. Scherzando
3. Danse sacrée. Lent
4. Danse nuptiale. Scherzando
5. Danse guérrière. Sauvagement frénétique
Henri Tomasi gehört zu jenen fast vergessenen Meistern der französischen Nachkriegsmusik, an die man sich erst in unseren Tagen wieder erinnert. Jacques Bonnaure schrieb über ihn jüngst im Magazin Classica: „Man fängt scheinbar an, Henri Tomasi wiederzuentdecken, der vierzig Jahre lang zu den leidenschaftlichsten Triebfedern des französischen Musiklebens zählte, aber wie so Viele in Vergessenheit geriet, verdammt von der Avantgarde. Ein begeisterter Komponist, politisch wie religiös sehr engagiert, der mit Le silence de la mer (1958) eine sehr originelle Kurzoper geschaffen und seiner Sinfonie der dritten Welt (1968) ein Motto von Héctor Berlioz zu den bürgerlichen Pflichten des Komponisten vorangestellt hat.“
Der in Marseille geborene Tomasi studierte in den Zwanziger Jahren bei renommierten Professoren in Paris: bei Gaubert, Vidal und Caussade. Später wurde er vor allem durch Opern bekannt wie L’Atlantide und den 1956 in München inszenierten Miguel de Manara. Seine korsische Abstammung, seine Jugend im französischen Süden und sein eigenwilliges Temperament lassen sich, wenn man so will, an seiner Musik ablesen, etwa an der sehr farbigen, an Ravel erinnernden Instrumentation oder an der unverstellten Emotionalität.
Seine Fünf sakralen und profanen Tänze muten teils gefällig volkstümlich, teils harsch und modern an. Sie beginnen mit einem ländlichen Tanz, einem gemächlichen Allegretto, gefolgt von einem Profanen Tanz, der die Stelle des Scherzos vertritt. Im Zentrum der fünfteiligen Reihe steht die feierliche Danse sacrée, der „Sakraltanz”, der wohl auf alte rituelle Tänze Korsikas anspielt. Ein Hochzeitstanz dient als zweites Scherzo, ein Stück mediterrane Folklore in moderner Verwandlung. Eine Danse guérrière, ein Kriegstanz, bildet das zügellose Finale. „Wild und frenetisch” sollen die fünf Spieler hier agieren – ganz im Gegensatz zu der von den Franzosen sonst so geliebten Kultiviertheit des Bläserklangs.