Suite für zwei Violoncelli und Klavier (1976)
Werkverzeichnisnummer:
Violoncello 1
Violoncello 2
Klavier
Introduction. Andante maestoso, ma con moto
Scherzo. Allegro
Arioso. Lento, rubato
Finale. Allegro
Noch lange nach dem frühen Tod seines Lebensgefährten Samuel Barber hat Gian Carlo Menotti die gemeinsame Mission einer „neoromantischen“ Musik für die USA fortgesetzt. In seinem Fall bezog sich diese Mission zu allererst auf die Opernbühne: Als Gründer des Festival dei due Mondi im italienischen Spoleto und als Komponist der ersten vollgültigen amerikanischen Opern nach Porgy and Bess hat Menotti Operngeschichte geschrieben. Eher im Schatten jener Opern wie The Medium, The Telephone oder Amahl and the Night Visitors schuf er auch höchst theatralische Kammermusik und Sinfonik. Im Februar 2007 ist der Italo-Amerikaner im Alter von 95 Jahren in Montecarlo verstorben.
Seine Suite for two Cellos and Piano schrieb er 1976 im Auftrag der Chamber Music Society des Lincoln Center in New York City, und zwar aus aktuellem Anlass. In Los Angeles war im August 1976 der legendäre russische Cellist Gregor Piatigorsky gestorben. Seinem Andenken ist die Suite gewidmet. Sie beginnt mit einer langsamen Einleitung in c-Moll, geschrieben in den punktierten Rhythmen und pathetischen Vorhaltsdissonanzen des Barockstils. Darauf folgt als Scherzo ein Saltarello in d-Moll, ein quirliger italienischer Volkstanz im Sechsachteltakt, wie er für Mittelitalien typisch ist. Wie im ersten Satz lösen die beiden Cellisten einander wirkungsvoll ab, imitieren sich und werfen sich die Bälle im virtuosen Schlagabtausch wie Jongleure zu. Auch die rechte Hand des Klaviers mischt sich in ihren furiosen Reigen ein.
Der dritte Satz beginnt als neobarockes Arioso über absteigenden Bässen in der hohen Tenorlage der beiden Celli. Wie im langsamen Satz einer barocken Triosonate lösen sie sich mit dem Bachisch anmutenden Hauptthema ab. Der Mittelteil wechselt in den Tanzrhythmus und den scherzenden Tonfall einer barocken Bourrée über (poco più mosso e scherzando).
Das Finale hebt im Fortissimo an, mit einem kraftvollen Akkordthema aller drei Instrumente. Demonstrativ lassen sie Moll- und Durterz gleichzeitig erklingen – eine humorvolle Referenz Menottis an die „Bitonalität“ moderner Kammermusik. Bei ihm freilich handelt es sich nicht um ein tonales Experiment, sondern um eine von vielen Farben in einem funken sprühenden, vor guter Laune geradezu berstenden Finale. Es könnte sich um das Finale einer Opera buffa handeln – mit einer furiosen Stretta für die beiden Celli und einem fff-Schluss in reinstem C-Dur.