Recit für Klarinette solo op. 101 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Marcel Mihalovici

Recit für Klarinette solo op. 101

Recit für Klarinette solo op. 101

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Besetzung

Klarinette solo

Erläuterung

Rumänische Musik spielt in unseren Konzertprogrammen eine so geringe Rolle, dass man kaum jemals einem anderen Komponistennamen begegnet als George Enescu. Der große Geiger und Lehrer von Yehudi Menuhin war als stürmisches Genie im Paris des Fin-de-siècle eine grandiose Erscheinung und hat durch diesen Nimbus auch unendlich viele jüngere Komponisten aus seinem Heimatland inspiriert. Als ihm 1919 einige Werke des damals zwanzigjährigen Marcel Mihalovici vorgelegt wurden, empfahl er dessen wohlhabenden Eltern, den Sohn zum Studium nach Paris zu schicken. Dort wurde der junge Marcel von Vincent d’Indy gründlich ausgebildet, geriet in rumänische Künstlerkreise, arbeitete mit dem Schweizer Frank Martin an einem Ballett und mit anderen prominenten Kollegen an aufwändigen Bühnen-produktionen. Zusammen mit etlichen anderen Wahl-Parisern jener Epoche, etwa dem Tschechen Martinu, den Russen Tansman und Tscherepnin, gehörte er zur so genannten „École de Paris“, wie man die bunt schillernde internationale Komponistenszene der Dreißiger Jahre an der Seine nannte.

Der Zweite Weltkrieg bereitete dieser Pariser Idylle ein jähes Ende: Wie so viele seiner jüdischen Kollegen musste auch Mihalovici nach Südfrankreich fliehen. In Cannes lebte er jahrelang in ständiger Angst vor der Gestapo, die seine Wohnung mehrmals durchsuchte. Wie auch seine Frau, die Pianistin Monique Haas, überlebte er den Krieg unter zahllosen Mühen. In den Fünfziger Jahren aber machte er seinen Frieden mit Deutschland. Der Dirigent Ferdinand Leitner und der legendäre SWF-Pionier Heinrich Strobel luden ihn häufig zu Konzerten ein, seine Oper Phèdre wurde auch hierzulande ein Erfolg. Hans Rosbaud und Igor Markevitsch dirigierten seine Sinfonien, darunter die Fünfte auf ein Gedicht von Samuel Beckett. In der Kammermusik zählen seine vier Streichquartette zu den noch ungehobenen Schätzen seines Nachlasses, den die Paul Sacher-Stiftung verwaltet.

Récit für Klarinette solo ist, wie der Name schon sagt, ein instrumentales Rezitativ, ein Sprechgesang ohne Worte, der die expressiven Möglichkeiten des Instruments subtil auslotet.