Klaviersonate Nr. 25 G-Dur op. 79 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ludwig van Betthoven

Klaviersonate Nr. 25 G-Dur op. 79

Klaviersonate Nr. 25 G-Dur op. 79

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Besetzung

Klavier

Satzbezeichnung

Presto alla tedesca
Andante
Vivace

Erläuterung

Der Bonner Ludwig van Beethoven fand bekanntlich in Wien eine neue Heimat, blieb dort aber lebenslang ein Außenseiter ¬– ein „dezidiert Fremder“, wie es Heimito von Doderer genannt hätte. Man muss sich nur seine untersetzte Gestalt vorstellen, die zunehmende Taubheit, das dunkle, vernarbte Gesicht, das ihm schon in der Familie den Spitznamen „der Spanier“ eingebracht hatte, und natürlich den rheinischen Zungenschlag, um zu ermessen, wie sehr er sich von der mondänen Eleganz der kaiserlichen Hauptstadt abhob. Auch politisch musste er den angepassten Österreichern des frühen 19. Jahrhunderts wie ein Fossil aus revolutionären Zeiten erscheinen. In den Wiener Beisln brummte er immer noch josephinische und jakobinische Parolen vor sich hin, als dort längst die Geheimpolizei Metternichs jeden Schritt überwachte. So sehr die Wiener den Meister auch verehrten: politisch und menschlich blieb er ihnen unheimlich – ein Rheinländer unter Österreichern.

Diese Fremdheit muss man sich vor Augen halten, um zu begreifen, wie völlig fehl der Meister ging, als er der blutjungen Tochter seines Leibarztes, Teresa Malfatti, einen Heiratsantrag machte – 1809, mit beinahe 50 Jahren. Sie lehnte ab, was ihn in eine tiefe Krise stürzte, die er in seinem f-Moll-Streichquartett, dem Quartetto serioso Opus 95, verarbeitete. Als er sich noch Hoffnungen auf das Mädel machte, klang seine Musik jugendlich frisch, geradezu beschwingt, wie in der Klaviersonate Fis-Dur Opus 78, die er ausdrücklich für Teresa komponierte. Auch ihr viel kürzeres Schwesterwerk, die kleine G-Dur-Sonate, Opus 79, scheint eine Liebessonate zu sein.

Die Nr. 25 der 32 Klaviersonaten ist die kürzeste der gesamten Serie. Ihre drei Sätze dauern kaum zehn Minuten lang, und der technische Anspruch ist entsprechend überschaubar. Beethoven selbst nannte sie Sonatina oder Sonata facile („leichte Sonate“) – wie Mozart seine C-Dur-Sonate KV 545. Das einleitende Presto alla tedesca (Presto „auf deutsche Art“) ist nichts anderes als ein Deutscher Tanz, sprich: ein Walzer, und zwar in dem rasend schnellen Tempo, wie man um 1810 den Walzer eben zu tanzen gewohnt war. Das Andante in g-Moll entfaltet seine schöne schlichte Melodie im 9/8-Takt über dem ruhigen Triolenpulsschlag der Begleitung. Das Finale ist ein prickelnder Schnelltanz, eine Art Geschwind-Polka.

„Problemlos, prägnant. Eine fast übermütige Demonstration leichthändiger Meisterschaft. Energisch brillant die knappen Ecksätze, verhalten ausdrucksvoll das g-Moll-Andante“, so hat Joachim Kaiser das Werk charakterisiert und gleich auch noch ihren kaum bekannten Beinamen „Kuckucks-Sonate“ erklärt. Er gehe zurück auf das „vergnügliche“ Spiel mit der Kuckucks-Terz in der Durchführung des ersten Satzes. „Tatsächlich beherrscht aber die Terz nicht nur – als Kuckucksruf – die Durchführung, sondern prägt das Thema des Kopfsatzes, ist entscheidendes Intervall sowohl des g-Moll-Themas als auch des Es-Dur-Mittelteils im Andante und findet sich wieder im Beginn des Vivace.“ (Joachim Kaiser)